Dienstag, 12. Oktober 2010

Zen Prominenz und Ökonomie

Mittwoch, 29 September 2010


In letzter Zeit habe ich öfter als zuvor die Kommentare hier gelesen und die interessante Feststellung gemacht, dass einige Leser sich beschweren, dass ich hier zu viel von mir selbst und dem Thema spirituelle Prominenz rede und nicht genug von dem biete was sie als „das Dharma“ bezeichnen würden.


Ich bin schlau genug, das, was ich im Kommentarbereich sehe, nicht als die vorherrschende Meinung zu meinem Geschriebenen anzusehen. Ich kriege ungefähr tausend Treffer am Tag. Also selbst wenn es 500 Kommentare gibt, repräsentieren diese immer noch weit weniger Leute als die Zahl der tatsächlichen Leser. Dennoch ist es interessant, dass Leute so was sagen, weil ich vom Gefühl her dazu neige es genau umgekehrt zu sehen.

Ich neige dazu über die Sachen zu schreiben, die ich selber gerne lesen würde, aber ich sehe nicht, dass irgendwer darüber schreibt. So schreibe ich über spirituelle Berümtheit nicht weil ich meine, dass ich so gottverdammt interessant bin und jeder was über meine Heldentaten lesen will, sondern weil ich denke, dass das Thema an sich sehr interessant ist und sonst niemand dazu bereit zu sein scheint, darüber irgendetwas zu sagen.

Spirituelle Prominenz ist ein riesen Geschäft heutzutage. Schau dir Typen an wie den Dalai Lama, Eckhart Tolle, Thich Nhat Hahn, Gempo „Schleimscheisser“ Roshi usw., usw., usw.. Diese Typen lassen Würstchen wie mich aussehen wie... ich weiß nicht... vielleicht wie Zero Defex im Vergleich zu Green Day. Typen wie diese haben „Leute“. Im Sinne von „laß deine Leute meine Leute anrufen und wir treffen uns zu Mittag“. Die haben Gefolge um ihre Fans im Zaum zu halten. Die haben Limousinen um sie zum Flughafen zu fahren. Sie fliegen erste Klasse. Doch habe ich nicht gesehen, dass einer von ihnen über die damit verbundenen Probleme redet. Vielleicht tun sie es und ich pass nicht richtig auf. Aber ich bezweifele es.

Spirituelle Prominenz ist auch nichts neues. Yogananda war Mitte des 20sten Jahrhunderts ein großer Star. Krishnamurti ebenfalls. Dogen war zu seiner Zeit sehr berühmt und von Buddha sagt man, dass er Tausende zu seinen Reden anzog. Was hatte es damit auf sich?

Vielleicht liegt es auch an mir, aber ich bin immer mehr am grundsätzlichen Kern interessiert als an der versponnen philosophischen Seite der Dinge. Selbst meine Faszination für japanische Monster Filme ist mehr eine Begeisterung dafür, wie sie gemacht werden als eine für den Film selber. Wenn ich eine DVD bekomme schaue ich mir die „making of“ bonus Materialien an bevor ich den Film gucke. Manchmal schaue ich mir den Film selbst gar nicht an.

Was „das Dharma“ betrifft - für mich ist all das Zeugs Dharma. Es ist ebenso sehr das Dharma wie die vermehrt philosophischen Angelegenheiten. Und zerbrecht euch nicht eure hübschen kleinen Köpfe, ich plane mehr ins Philosophische einzutauchen in der neuen SafeForWork* Suicide Girls Kolumne, die ich demnächst starten werde.

Aber dieses Zeugs ist das, was das Dharma antreibt. Das ist die Art und Weise wie es die Leute erreicht, die es brauchen. Es ist alles in derselben Sache eingebunden. Es ist das Dharma.

Ich hatte eine lustige Unterhaltung mit Nishijima Roshi am Vorabend der Veröffentlichung von Hardcore Zen. Ich sagte, „Wenn dieses Buch erstmal raus kommt, wenn es sich gut verkauft, werde ich berühmt werden. Widerspricht das nicht dem was Dogen zum Thema Ruhm und Profit nicht zu suchen gesagt hat?“

Er sagte etwas wie, „ Dogen sprach von Ruhm und Profit suchen. Du hast das Buch nicht geschrieben mit dem Ziel reich und berühmt zu werden. Manchmal machst du etwas aufrichtiges und den Leuten gefällts, dann kommen Ruhm und Geld. In diesem Fall setzt du dich mit der reellen Situation auseinander, wenn sie entsteht“.

Nun, ich bin nicht reich geworden und auch nicht besonders berühmt. Aber ein gewisses Maß an Ruhm (und kein Maß an Profit, jedenfalls bis jetzt) kam in der Folge. Nun, was macht mann in so einem Fall? Wie behält man einen klaren Kopf als praktizierender Buddhist? Soll man wegrennen. Viele Leute in meiner Position haben das getan. Soll man sich Kopfüber in Ruhm und Reichtum stürzen und dabei die Praxis vergessen? Auch das haben einige getan.

Ich halte Ausschau nach einem mittleren Weg. Ein Monat in Tassajara zu verbringen war ein radikaler Versuch mich mit dem Zen wieder zu verbinden. Ich versuche noch zu erkennen, ob diese Bemühung erfolgreich war oder nicht. Basierend auf meinen Erfahrungen in Tassajara und der Rückkehr in die Welt danach, beginne ich den Unterschied zwischen erzwungener Disziplin und Disziplin, die aus einem selbst kommt, zu verstehen. Aber das mag ein anderes Thema sein.

Die wirtschaftliche Seite des Zen Lehrens ist sowohl frustrierend als auch faszinierend. Nimm beispielsweise das Anliegen einen „echten Job“ zu finden. Als ich anfing über Zen zu schreiben, hatte ich eine 5-Tage Woche, 10-18 Uhr Job. Aber deshalb konnte ich Sachen wie das Leiten mehrtägiger Sesshins oder zwei monatige Reisen nach Europa, um mit den Leuten aus Polen, Irland oder Finnland und all den anderen Ländern da drüben über Buddhismus zu sprechen nicht machen. Ebenfalls konnte ich nicht einige Stunden des Tages einer reinen Schreibpraxis widmen.

Nun möchten die Leute, dass ich solche Sachen mache. Aber die Hälfte der Leute, die solche Einladungen aussprechen, haben keine Ahnung von den grundsätzlichen wirtschaftlichen Angelegenheiten, die damit verbunden sind. Sie stellen sich beispielsweise vor, dass ich mit meinen Buchverkäufen Unmengen Geld verdiene. Dem ist nicht so. Meine Vorschüsse betragen ca. 1/3 dessen, was ich als Gehalt bei einem „echten Job“ hatte und der Markt verkraftet realistisch gesehen nur alle zwei Jahre ein Buch von mir. So verdiene ich ungefähr 1/6 dessen, was ich vorher hatte. Es reicht nicht wirklich um eine Person zu versorgen. Gott sei Dank muss ich keine Familie ernähren.

So gibt es Leute da draußen, die wollen, dass ich komme und ein Drei-Tages-Retreat leite und nicht verstehen, wenn ich davon rede wie die Veranstaltung finanziert werden wird, besonders wenn es um meine Bezahlung geht. Vielleicht glauben sie das Dharma sollte umsonst sein. Und, dass sollte es! Aber Miete und Nebenkosten gibt es nicht umsonst. Nun scheint die Wahl zu sein, finde einen Weg, um mit dem Dharma Geld zu verdienen oder hör einfach auf.

Die gängigste Lösung zu diesem Problem ist die Gründung eines gemeinschaftlichen Zentrums als Unterstützung für den Lehrer. Man gründet etwas wie das San Francisco Zen Center oder Plum Village oder was auch immer und viele Leute mit „echten Jobs“ spenden von ihrem Geld um dem Lehrer zu ermöglichen seine oder ihre Sache zu machen, ohne einen „echten Job“ annehmen zu müssen.

Dies mag kein gangbarer Weg in meinem Fall sein, weil ich so verdammt anti-sozial bin. Ich meine ich mag ja Leute und so, aber ich reibe mich an all den Sachen, die es braucht, um eine Gemeinschaft zusammenzuhalten, auf.

Nun teste ich andere Optionen. Gelegentlich unterhalte ich den vagen Traum, dass sich Sex Sin and Zen mit der selben Tonnage verkaufen wird wie JETZT! Die Kraft der Gegenwart oder die jüngste Ausgabe Ghostwriter -Träumereien vom Großen Meister wer auch immer (Ich sprach kürzlich mit einem Typen, der als Ghostwriter Bücher für irgendeinen spirituellen Meister Typen schreibt und dafür $15.000,- als Standard-Satz kassiert, ich schreibe meine Bücher selber, danke schön, und mein Satz ist weit aus geringer als das). Dann wäre ich unabhängig und könnte die Sachen, die ich machen will, einfach so erledigen. Daher die ganze Eigenwerbung (und wenn du dich davon belästigt fühlst, dann stell dir mal vor, wie es ist, das wirklich tun zu müssen!).

Einer der Leute, die ich in Tassajara traf und über solche Sachen sprach, hatte sich früher mit der Förderung von spirituellen Lehrern beschäftigt. Er meinte, das Geheimnis läge darin, dass es ein „Versprechen“ beinhalten müsse. Du musst den Leuten erzählen, dass sie etwas Wertvolles bekommen, wenn sie deinen Vortrag oder dein Seminar besuchen. Das fällt mir extrem schwer, weil ich so durchdrungen bin, von der „Zen ist für nichts gut“ Tradition von Sawaki Roshi. Vieleicht bin ich einfach am Arsch.

Wie auch immer, ich verlasse euch mit dem Foto von oben, welches der eindeutige Beweis dafür ist, dass Zazen mir die Kraft der Levitation gegeben hat (klicke auf das Bild um eine größere Version zu sehen, damit du es selbst erkennst). Solltest du das Geheimniss der Levitation für dich haben wollen, benutze den „Donate“ Knopf oben links in diesem Blog.


*SafeForWork , Gegenteil von NotSafe/SuitableForWork (NSFW) als Abkürzung für Internet-Seiten die nicht geeignet sind sie auf der Arbeitsstelle anzusehen.



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