Donnerstag, 14. Oktober 2010

Sexuelle Präferenzen? Sexuelle Schmäferenzen!

Samstag, 9. Oktober 2010


Hier gibt es einen Auszug aus meinem neuen Buch welches liebenswürdigerweise von Shambhala Sun Space hochgeladen wurde. Das Buch ist selbstverständlich Sex, Sin and Zen welches jetzt in ausgewählten Buchläden überall erhältlich ist.

Ihr werdet feststellen, dass dem Auszug eine Diskussion über meinen Gebrauch des Begriffs „sexuelle Präferenzen“ folgt. Einer der Leser nahm daran Anstoß und meinte:

Der Begriff „sexuelle Präferenz“ verniedlicht die Agonie welche Schwule und Lesben oft durchmachen müssen um mit sich selbst und anderen darüber ehrlich zu sein wer sie sind. Viele kommen nicht so weit und verlieren ihr Leben. Andere verlieren ihr Leben durch Mord aus der Hand von Psychopathen die deren Ehrlichkeit nicht tolerieren. Wenn sexuelle Ausrichtung eine einfache Sache der Präferenz wäre und Menschen einfach wählen könnten „ohne Präferenz zu sein“, so wie Brad es vorschlägt, dann gäbe es nicht eine bis zu vier mal höhere Selbstmordrate bei homosexuellen Teens im Vergleich zu heterosexuellen Teens. Die meisten dieser Kinder sind gewiss nicht in Frieden mit ihren „Präferenzen“ – und würden sich, in dieser Phase, wahrscheinlich anders entscheiden wenn sie die Kraft dazu hätten. Sie haben „Präferenzen“ bezüglich der Art Kleidung die sie tragen und der Musik die sie hören und die Filme die sie sich anschauen und die Orte an denen sie abhängen, aber sexuelle Identität bewegt sich auf einem Niveau höherer Komplexität. Die Ursachen und Bedingungen, soweit wir sie verstehen (was offen gesagt nicht besonders weit geht), beinhaltet sowohl Biologie als auch Psychologie, Veranlagung und Sozialisation.“

Da gibt es noch viel mehr zu dieser Diskussion als nur das inklusive einiger Kommentare von Rod Meade-Sperry der den Auszug veröffentlicht und klargestellt hat, dass ich in dem Buch nicht die Ansicht vertrete das sexuelle Ausrichtung lediglich eine Frage der Präferenz sei. Aber du kannst da rüber hüpfen und den Rest lesen wenn du magst. Hier ist meine Antwort:

Eine interessante Diskussion! Das Wort „Präferenz“ ist hier in der Tat unglücklich. In dem Teil des Buches aus dem der Auszug stammt versuchte ich die buddhistische Idee „Präferenzen zu vermeiden“ zu betrachten. Also habe ich auf diesem Wort herumgeritten. Ich glaube nicht, dass jemand sich entscheidet homosexuell zu sein anstatt hetero so wie man sich entscheidet Erdbeereis zu bestellen anstatt Vanille. Und Dennis hat Recht, viel zu viele Menschen in unserer heutigen Kultur scheinen zu denken es sei so ähnlich.

Einer der der vielen interessanten Aspekte der Zenpraxis für mich persönlich, ist die Entdeckung gewesen, dass es eine unglaubliche Mannigfaltigkeit an Gedanken und Begierden gibt die in meinem Kopf erscheinen wenn ich einmal aufhöre so sehr daran zu arbeiten mich selbst mir selbst gegenüber zu definieren. Unter den vielen Dingen die ich entdeckte war die Tatsache, dass meine eigene persönliche sexuelle Ausrichtung keine feste und rigide Sache war. Da ich die Art Mensch bin der ich bin, war die Idee, dass ich gelegentlich Männer sexuell ansprechend finde nicht wirklich ein großer Schock. Einige der anderen Dinge die ich an mir erkannte waren ernsthaft beunruhigend. Dass ich mich zu Männern hingezogen fühlen könnte war keine große Sache, besonders im Vergleich zu anderen.

Der Punkt auf den ich hier etwas unbeholfen kommen möchte ist, dass sexuelle Ausrichtung – Hetero, Homo, Bi, Transe, Tunte usw. – scheint mir nur eines einer großen Ansammlung von Dingen zu sein die wir benutzen um ständig unsere vorübergehende Wahrnehmung von Selbst zu definieren und verstärken. Letztendlich ist alles Wahn, selbst wenn es eine vorübergehend brauchbare Wahnvorstellung ist. Einiges davon mag sogar so weit wahr sein. Aber dennoch reicht es nicht wirklich an das heran wer wir wirklich sind.

Ich bin in der Zenschule unterrichtet in dem uns beigebracht wird keine harte Linie zwischen ultimativer und relativer Wahrheit zu ziehen. Die offizielle Linie im Zen ist, dass ultimative und relative Wahrheit ein und dasselbe sind. Dennis hat recht in Bezug auf die Größenordnung zwischen dem Bevorzugen der Ramones gegenüber Air Supply im Vergleich zur eigenen sexuellen Ausrichtung. Dennoch, als Zen-Konvertit bleibt mir nur den Punkt klarzustellen, dass alles relativ ist, egal wie real es scheint. Aber auch die unbestreitbare Tatsache, dass ich ein auf dem Planet Erde lebender Mensch bin, ist wiederum nur eine relative Wahrheit (und, als solches, auch eine absolute Wahrheit). Also ist dies ein sehr großes Thema, weit mehr so als das man ihm jemals in den Kommentaren des Shamhala Space Blog gerecht werden könnte.

Jedoch bin ich letztendlich immer noch genauso Hetero wie ich es je war. Wie Dennis betont, es ist Teil meines persönlichen Karmas. Ungeachtet dessen was ich durch meine Übung gefunden habe kann ich nicht einfach durch einen Willensakt auf die andere Seite wechseln. In meinem eigenen Fall bin ich glücklich, dass es keinen gesellschaftlichen Druck gibt dies zu tun. Es muss wirklich grausam sein wenn der Druck da ist.

Doch finde ich, dass ich persönlich mit mir selbst viel gelassener bin, weil es mir gelungen ist einiges von dem harten Festhalten an meiner sexuellen Identität fallen zu lassen – neben einigen anderen Aspekten von Identität. Ich kann mir vorstellen dass es viele Leute gut täte diese Dinge an sich zu Entdecken. Das gilt ins besondere für Heteros wie mich, glaube ich. Und hier ist warum:

Wir müssen allen unbesehen ihrer Orientierung mit Respekt und Würde begegnen. Das ist mal sicher! Ich glaube, dass die buddhistische Praxis dabei behilflich sein kann dies zu etablieren in dem sie mehr Menschen erlaubt zu erkennen wie fließend ihre Identität – sexuell oder sonst wie – tatsächlich ist.

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Wieder Eigenwerbung für zwei Events die ich nächste Woche in New York mache. Das erste ist ein Büchersignieren um 19 Uhr am 15. Oktober im Interdependence Project in East Village. Sei da!

Die darauf folgenden zwei Tage, 16. und 17. Oktober, machen wir ein Zwei-Tages Retreat ohne Übernachtung im Interdependence Project im East Village. Dies ist eine hervorragende Gelegenheit für all Diejenigen die mal eine echte Kostprobe von Zazen bekommen wollen. Dieses Retreat ist für Anfänger offen, Erfahrung ist nicht notwendig. Es wird den Schwerpunkt auf Zazen im Shikantaza-Stil legen, wie er von Dogen Zenji gelehrt wurde. Es ist ohne Übernachtungen was bedeutet, dass ihr im Anschluss raus und euch eine schöne Nacht in Manhattan machen könnt, anstatt mit einem Haufen Zen-Langweiler eingepfercht zu sein.

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Und ich möchte mich bei allen bedanken die von dem „Spenden“-Button Gebrauch gemacht haben. Jedes kleine bisschen hilft viel. Danke!



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