Freitag, 26. November 2010

Grenzübertritt


Sonntag, 21. November 2010


Lasst mich euch von meinen neuesten Abenteuern erzählen. Letzten Donnerstag habe ich eine PT Cruiser-Ladung Zeug in mein Auto gestopft und überquerte die Grenze von Québec, Kanada, nach New York, USA. Ich hatte diese Grenze schon zwei Mal während meines Aufenthalts in Montreal überquert als ich ein paar Gigs in New York hatte. Da war es pupseinfach. Sogar mit einer Wagenladung Zeug winkte mich der kanadische Grenzbeamte einfach durch. Also rechnete ich mit nichts Besonderem als ich in das Land zurückkehrte, dass wohl oder übel nun mal mein Heimatland ist.

Aber als ich am DMZ [DeMilitarized Zone – entmilitarisierte Zone] ankam, die die Volksrepublik Kanada vom Vereinigten Großreich von Amerika trennt, fand ich schnell heraus, dass das nicht der Fall sein sollte. Ich wurde für eine Zweitüberprüfung ausgewählt. Das bedeutet ich musste aus meinem Auto aussteigen, meine Schlüssel der Grenz-Gestapo übergeben und mich in ein Verhörzimmer bringen lassen. Dort musste ich meine Taschen leeren und das Futter nach außen stülpen, dort wurde das kleine Stückchen Käse, das ich von einem Freund bekommen hatte, aufgeschnitten, um zu überprüfen ob es Drogen waren, dort wurden mir viele Fragen gestellt wie ich meinen Lebensunterhalt bestreite usw. Schaut, Leute, ich bin ein Staatsbürger der USA. Sogar wenn ich ein Landstreicher ohne irgendwelches Einkommen wäre, könntet ihr mich nicht nach Kanada zurückschicken. Ich glaube sie waren etwas verwirrt wie dieses ganze Grenzkontrollenzeug funktioniert.

Ich hab das alles mit Humor genommen. Was kann man da sonst tun? Aber es war nervig und hatte nicht auch nur ein kleines Bisschen Sinn. Was schmuggelt man ein aus Kanada? Ernsthaft. Es gibt nicht mal irgendwelche Drogen in Québec zu kaufen, von denen man nicht mehr in New York bekommen könnte, und ich bin mir sicher sie sind auch billiger. In den USA ist alles billiger als in Kanada. Und dieser Unfug den man gehört hat von wegen die Attentäter des 11. September kamen über Kanada ins Land? Das ist nicht wahr.

Pah. Danach schaffte ich es nach Brooklyn, wo ich zu meinem großen Erstaunen einen Parkplatz gleich um die Ecke der Haustür meines Wohnhauses fand. Das war Donnerstagnacht und das Parken auf der Straße ist freitagmorgens wegen Reinigungsarbeiten von 9.30-11.00 Uhr verboten. Aber ich war nicht so besorgt weil ich schon mal in Brooklyn geparkt hatte und es keine große Sache war.

Was ich nicht wusste war, dass diese Woche ungefähr vier Blocks meiner Nachbarschaft die Straßen und Gehwege neu gemacht werden was bedeutete, dass Parken noch viel schwieriger wurde. Um 9 Uhr am Freitagmorgen fuhr ich los, um einen Parkplatz zu finden. Es dauerte deutlich mehr als eine Stunde, und ein großer Teil der Zeit ging dafür drauf, einen Strafzettel von der New Yorker Polizei zu kassieren, weil ich angeblich gegen „no right on red“ verstoßen hatte, was angeblich deutlich ausgeschildert war. Später kam ich genau an diese Ecke zurück um extra die Schilder zu finden, von denen sie behaupteten sie wären da. Ich habe keine gesehen. Hinter mir hatten sie eine Schlange von drei oder vier weiteren Autos angehalten, die alle für das gleiche Vergehen bestraft wurden. Die haben die angeblichen Schilder auch nicht gesehen. Das ist das New Yorker Gegenstück zu einer Südstaaten-Radarfalle. Ich werde noch mal nachsehen, aber ich bin ziemlich sicher, dass diese Schilder – wenn es die wirklich geben sollte – absichtlich verdeckt wurden, für den einzigen Zweck, eine höchst fragwürdige Geldquelle aufzutun.

All das, zusammen mit dem üblichen Stress, den es mit sich bringt umzuziehen und keine verlässliche Einkommensquelle zu haben (Du denkst Schriftsteller sind reich? Denk noch mal drüber nach.) und ein paar andere Stress auslösende Zwischenfälle die ich nicht veröffentlichen werde, führten zu einem ziemlich unglücklichen Bradley.

Während dieser Zeit von tiefem Pessimismus und Unwohlsein begann ich wieder über diesen „das ist nicht sehr buddhistisch von dir“-Kram nachzudenken. Ich bin mir sicher viele Leute die diesen Blog lesen sind damit vertraut. Ich habe darüber einen Artikel geschrieben in der März 2008 Ausgabe von Shambala Sun (es ist die Ausgabe mit dem Dalai Lama auf dem Titelblatt. Warte! Nein!).

Das ist wenn jemand der Buddhist ist von irgendwelchen Sachen ein wenig verwirrt wird und alle ihre Freunde sagen “Das ist nicht sehr buddhistisch von dir!”.

Ich werde euch mal was sagen, Freunde und Nachbarn, ohne meine stetige Praxis würde ich es nicht durchs Leben schaffen. Vergesst den Kram von weit offenen Augen und Erleuchtung. Ich würde es nicht mal durch einen verdammten Tag schaffen. Das ist einer der tausend millionen Gründe warum ich Probleme mit diesen Arschlöchern habe, die Meditation als den Weg verhökern, der einen normalen Menschen in Super-Meditation-Mann verwandelt, der Typ der niemals seine Frisur (oder des Fehlen einer solchen) verwuschelt bekommt, egal welche Stürme ihm das Leben bringt.

Jaja. Ich weiß, ich weiß. Du hast diesen Typen gesehen! Er ist auf YouTube! Er hat kleine Videos in den er kichert und lächelt und mit einer wirklich zuckersüßen beruhigenden Stimme darüber spricht, wie er den Weg gefunden hat, immer so cool wie ein Wassereis zu bleiben, egal was passiert. Der Typ ist der einzig Wahre!

Weißt du was? Geh und lauf diesem Typen hinterher wenn du willst. Kauf seine Zaubertränke. Mir egal. Komm nur nicht mit deinen Bauchschmerzen zu mir wenn du kapiert hast was für ein Betrug das war. Das ist alles was ich verlange.

Jeder fähige Schauspieler kann diese Rolle für die zehn Minuten spielen, die YouTube dir erlaubt, oder für die eine Stunde oder zwei, die er auf der Bühne ist, oder für ein 15minütiges Einzelgespräch, in dem er die Glocke läutet und dich wegschickt wenn es ihm zu angespannt wird. Das ist nicht mal ein besonders beeindruckender Trick. Das wirkliche Leben jedoch läuft ganz anders.

Das ist (wieder) einer der Trillion und zwei Gründe warum ich absolut gegen diesen Online-Zenmeister-Kram bin. Es ist so einfach die Rolle von Super-Meditation-Mann in einem Skype-Interview zu spielen, wo du nicht das Chaos im Zimmer dieses Typen sehen kannst, das gerade so nicht in der Kamera zu sehen ist (wörtlich und im übertragenen Sinne gemeint), wo du nicht zu sehen bekommst wie dein Lehrer sich verhält wenn er zwei Stunden auf der Autobahn im Stau steht, wo du nicht seine Knoblauchfahne riechen kannst.

Bäh

Wie auch immer, letzten Abend ging ich aus, aß belgische Pommes im East Village und alles wurde viel besser.


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