Montag, 21. Januar 2008

Karma Zeugs

Zunächst einmal möchte ich mich bei den lieben Leuten von der Lake Clarmont Press dafür bedanken, dass sie mir ein Exemplar ihres Buches „From Shock Theater to Svengoolie“ geschickt haben, in dem es um TV-Horrorfilm-Moderatoren in Chicago geht. Cooles Buch! TV-Horrorfilm-Moderatoren waren ein wichtiger Teil meiner Jugend. Nun scheinen sie traurigerweise ausgestorben zu sein. Ich denke, dass sie in den 60ern und 70ern eine wichtige Aufgabe erfüllt haben, die nun andere erfüllen. Der „Ghoul in Cleveland“ musste sich hinter einem bescheuerten falschen Spitzbart und einer Sonnenbrille verstecken, um zu sagen, was gesagt werden musste. Nun haben wir mehr Freiheit zu sagen, was wir sagen müssen. Gut. Mir gefällt die Welt heute besser als die, in der ich aufwuchs, und mir gefallen jüngere Leute besser als die Angehörigen meiner eigenen Generation. Sogar wir ehemaligen Punkrock-Kids sind wesentlich verklemmter als die Leute, die heute in ihren Zwanzigern sind – stark verallgemeinernd gesprochen natürlich (wie üblich). Für die Zukunft bin ich optimistisch. Vorsichtig zumindest.

Jemand fragte nach einer Erklärung der Antwort, die Gudo vor kurzem auf Jordans Frage hinsichtlich Karma gab. Ich schaute auf Gudos Blog, und das Ganze war mir sofort klar. Das kann aber auch daran liegen, dass ich die Art, wie Gudo die Dinge erklärt, ziemlich verinnerlicht habe.

Grundsätzlich wird das Wort Karma oft dahingehend missverstanden, dass es mit dem Konzept des Schicksals gleichgesetzt wird. Es gibt die Idee, dass jeder sein Karma hat, diese große Wagenladung vergangener Handlungen, die wir alle mit uns herumschleppen und die unsere Zukunft bestimmen. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das. Wir können den Wirkungen der Ursachen, die wir in Gang gesetzt haben, nicht entfliehen. Aber diese Sichtweise ist nur dann relevant, wenn wir Zeit auf die übliche lineare Weise betrachten.

Die wirkliche Zeit im buddhistischen Sinne ist nur das Jetzt. Jetzt gerade besitzen wir vollständige Handlungsfreiheit. Unser Karma beschränkt diese Handlungsfreiheit zu einem gewissen Grad. Jetzt gerade hat mich mein Karma in Torrance in Kalifornien in einem “Whole Foods”-Supermarkt platziert. Wegen dieses Karmas kann ich zum Beispiel nicht unmittelbar im Haus meiner Bekannten Nina in Los Feliz aktiv werden. Ich muss zuerst dort hinfahren, und es braucht Zeit, auf der ständig verstopften „So Cal“-Autobahn dorthin zu gelangen. All das ist Karma.

Aber ich besitze in diesem Moment die vollkommene Freiheit, jede Handlung auszuführen, die mir meine karmischen Umstände erlauben. Zum Beispiel sind diese Worte, die ich schreibe, nicht vorherbestimmt. Doch wenn wir später mit Abstand zurückblicken, könnten wir eine Wirkungskette zurückverfolgen, welche sogar die Worte, die ich in diesem Moment schreibe, als vorherbestimmt erscheinen ließe.

Schaut Euch Euer Leben an, wie es jetzt gerade ist, und jede Vorstellung von Vorherbestimmung zerfällt zu Staub.

Dennoch müssen wir aufpassen, was wir tun. Es gibt immer Auswirkungen. Wir dürfen aber nicht zu ängstlich sein. Wir müssen mit einer gewissen Unerschrockenheit handeln. Wir handeln, wohl wissend, dass diese Handlung Auswirkungen haben wird, derer wir uns nicht bewusst sein können.

Ich zum Beispiel bin gerade dabei, ein neues Buch zu schreiben. Darin versuche ich mit aller Macht, vielen Vorstellungen, wie ein Zen-Lehrer sein muss, die Grundlage zu nehmen. Ich befürchte , dass das Buch viele Leute aufregen wird. Es greift einige lieb gewonnene Illusionen an. Ich glaube jedoch, dass die Auswirkungen dieses Angriffes insgesamt positiv sein werden.
Ich glaube, dass es nötig ist.

Ein Teil von mir möchte ängstlich sein und die Dinge nicht vorantreiben. Aber meine Intuition sagt mir, dass es besser ist, sie voranzutreiben, weil es sonst niemand machen wird und es einfach gemacht werden muss.

Ich denke, wir alle haben ständig derartige Probleme. Es ist schwer zu wissen, ob man das Richtige macht. Daher übe ich jeden Tag Zazen. Ich glaube, dass die Balance, welche die Übung erzeugt, mir dabei hilft, zu erkennen, was ich tun soll.

OK?


1 Kommentar:

sitzender Drache hat gesagt…

So sieht es aus:
Rock´n´Roll und Hinsetzen, Klappe halten.
Wir tun was immer wir tun müssen. Und mit Zazen balancieren wir uns aus. Auf das unsere Handlungen Ausprägungen "religiöser Praxis" seien. Ganz natürlich.