Montag, 7. Januar 2008

Ich habe mein Hara in San Francisco vergessen

Verstehst Du's? „Hara“ ist ein japanisches Wort, welches deinen Bauch und den unteren Teil deiner Brust beschreibt, ungefähr da, wo sich dein Zwerchfell befindet. Manche Zen-Meister weisen Dich an „Deinen Geist im Hara zu lassen“. Ich nicht. Dein Geist durchdringt deinen ganzen Körper und das gesamte Universum. Es ist bescheuert, sich ihn an einem bestimmten Punkt vorzustellen. Soviel dazu, und ich bin in San Francisco. Hah!

Wie auch immer … man sagt, du bist kein Schriftsteller, wenn dir nicht auf der Stelle mindestens zehn Ausreden einfallen, um nicht zu schreiben. Das kann ich. Ich bin der unumstrittene Weltmeister des Hinausschiebens, was das Schreiben angeht. Ich schreibe sogar, um das Schreiben zu meiden, wie gerade in diesem Moment.

Ich bin immer noch hier im San Francisco Zen Center (SFZC), und ohne Tarnung. Ich habe aufgehört, mich mit dem normalen Rasierer zu rasieren, und benutze jetzt einen elektrischen um diesen stoppeligen Don-Johnson-Look zu erreichen. Was für eine Anspielung auf die 80er! Kinder, lauft zu Mama und Papa und fragt, wer Don Johnson war. Es ist einfacher und dein Gesicht fühlt sich weniger kühl an durch die Stoppeln, insbesondere hier oben. Was würde Dogen wohl dazu sagen? Nur zu, komm vorbei und sag „Hi“. Nur sei nicht beleidigt, wenn ich einfach hochrenne, um meine neuen KISS DVDs anzuschauen...äh...mein verdammtes neues Buch zu schreiben.

Das SFZC ist äußerst interessant. Es ist eine gemeindeartige, klösterliche Praxis und ganz und gar nicht das, was ich sonst gewohnt bin. Hier stehe ich also, ein Meister, und habe von der Hälfte der Dinge, die sie hier machen, keine Ahnung. Ich kenne die Texte nicht, ich weiß nicht, wann man sich verbeugt, ich bin mir unsicher, wer wann den Raum verlässt, nichts von diesem Kram. Ich schaue einfach ganz genau hin und versuche herauszufinden, worum es geht. Ein kleiner Tipp für den Fall, das du dich mal in einer ähnlichen Situation befinden solltest: Versuche immer in der Mitte zu stehen oder zu sitzen. An den meisten Orten ist der Platz am Ende der Beste, weil jeder das getan haben wird, was zu machen ist, wenn du dran bist. Aber in Zen-Dôjôs wechselt die Richtung mit einem Mal und, wie die Bibel schon sagt, „Die Letzten werden die Ersten sein.“. Also ist die Mitte immer der beste Platz, um herauszufinden, was abgeht.

Mir scheint, dass jegrößer eine Organisation wird, desto mehr Bedarf an Regeln und Hierarchien besteht. Man kann die Dinge in einer Organisation von der Größe des SFZC nicht wie in meiner Sitzgruppe handhaben. Geht einfach nicht. Das SFZC läuft sehr gut und macht den Anschein, dass man hier die wohl bekannten Probleme der Vergangenheit bewältigt hat, und für eine lange Zeit bestehen wird.

Regeln und institutionelle Hierarchie haben ihren Platz. Aber es gibt wesentliche Unterschiede zu der Art, wie ich die Dinge handhabe. Zum Beispiel halten sie hier täglich eine wundervolle Morgenzeremonie ab, an der ich mit viel Freude teilgenommen habe. Aber in Bezug auf die Praxis ist das nicht wirklich notwendig. Es gibt keinen einzigen Grund, warum das Rezitieren von Sutren der Zen-Praxis irgendwie nützlich wäre. Aber es ist natürlich sehr förderlich, um die Gemeinde zu einen und die Institution zu stärken. Aus der Sicht des SFCZ sind diese Faktoren lebensnotwendig. Wenn du dich einfach nur für Zen interessierst, sind sie das nicht. Versteh’ das, nach meinem Eindruck tun das die meisten Leute hier, und die Rezitationen und Rituale sind ein schöner Familienspaß und nicht im Geringsten eine Ablenkung. Gleichwohl würde es deiner Zen-Praxis genauso zuträglich sein, wenn das Gruppenverhalten darin bestünde, den Eisladen um die Ecke leerzufuttern, obwohl sich das mehr auf deinen Hüften niederschlagen dürfte.

Okay. Sutren zu rezitieren mag etwas besser sein. Aber verwechsle das nicht mit wirklicher Zen-Praxis. An den Zeremonien nehmen wesentlich mehr Leute teil, als am Zazen im Zendo, und das ist so ziemlich überall so, wo ich vorbeischaue.

Nur ein paar kurze Gedanken. Jetzt werde ich mich mal an meine echte Arbeit machen.

Tschüss!

8 Kommentare:

gokui hat gesagt…

oh du mußtes so weit reisen um dein hara zu finden ?

na wenigstens hast du es nun gefunden ( oder vielliecht doch nicht ? )

wo iss´s denn nun das hara ? bei uns im ( steifen ) karate ( oss ) hat man noch ( ordentlich ) gelernt, daß das hara zwei finger breit unter dem bauchnabel liegt. ist das so richtig oder nun so wie von dir beschrieben ? oder vielleicht ist es nur im ( streng reglementierten deutschen ) karate so ( wo viele das hara für´n art duschgel halten, oder so ) ?

oh sorry ich schweife mal wieder ab.

Anonym hat gesagt…

Ich sehe ja ein, dass es nicht trivial ist Brads Texte stilgerecht zu übersetzen, aber ich finde den Text extrem holprig übertragen. Lieber mehr Freiheit in der Übersetzung und dafür etwas flüssigeres, natürlicheres Deutsch.

sitzender Drache hat gesagt…

"oh du mußtes so weit reisen um dein hara zu finden ?"

Ich musste nirgends hinreisen... ;-)

"na wenigstens hast du es nun gefunden ( oder vielliecht doch nicht ? )"

Ich habe nie gesucht!

"wo iss´s denn nun das hara ? bei uns im ( steifen ) karate ( oss ) hat man noch ( ordentlich ) gelernt, daß das hara zwei finger breit unter dem bauchnabel liegt. ist das so richtig oder nun so wie von dir beschrieben ? oder vielleicht ist es nur im ( streng reglementierten deutschen ) karate so ( wo viele das hara für´n art duschgel halten, oder so ) ?"

Soweit ich mich recht erinnere, war das meinem Karatelehrer damals egal. Jedenfalls hat er es nie erwähnt...

"Ich sehe ja ein, dass es nicht trivial ist Brads Texte stilgerecht zu übersetzen, aber ich finde den Text extrem holprig übertragen. Lieber mehr Freiheit in der Übersetzung und dafür etwas flüssigeres, natürlicheres Deutsch."

Danke für Dein Interesse und Deine ehrliche Kritik.
Eine freie Übertragung ist eines unserer obersten Ziele.
Ich bin schon der Meinung, dass uns das im Rahmen der Möglichkeiten auch schon ganz gut gelingt. Perfektion kann man anstreben...
Letztlich wird man den eigenen Stil immer in der Übersetzung wiederfinden. Mein Herz liegt jedenfalls darin. Der Text ist eben auch sitzender Drache...
Unsere Redaktion ist offen. Du bist willkommen, uns zu unterstützen!
Unsere Mail findest Du leicht! Dann erfährst Du Näheres!

Anonym hat gesagt…

wann gehts denn weiter mit den übersetzungen?

Hinsetzen, Klappe halten - Redaktion hat gesagt…

"wann gehts denn weiter mit den übersetzungen?"

hoffentlich bald. Ich habe heute noch ein paar ältere Texte unseres alten Blogs veröffentlicht. Die gibts hier

sitzender Drache hat gesagt…

An dich, der du mit Zazen dein Hara stärken willst!

Manche meinen: "Durch Zazen stärkst du dein Hara (Gegend unterhalb des Nabels)!" Zu erkennen, dass dieses "Hara" in Wirklichkeit scheißegal ist, bedeutet wirkliches Hara, bedeutet Zazen.

Wenn da auch nur einen Rest von deinen Privatangelegenheiten im Spiel ist, ist das nicht reines, unvermischtes Zazen. Du musst reines, unvermischtes Zazen üben, ohne es mit Gesundheitstraining oder Satori oder dergleichen zu vermischen. Wenn du auch nur im Geringsten deine persönlichen Anschauungen hereinträgst, ist da kein Buddhadharma mehr.

Buddhismus bedeutet einfach gesagt: "Kein Ich". "Kein Ich" bedeutet, dass "ich" kein individuelles Subjekt bin. Wenn "ich" kein individuelles Subjekt bin, dann fülle ich das ganze Universum aus. Dass ich das ganze Universum ausfülle, bedeutet, dass alle Dinge Gestalt der Wahrheit sind.

Wahrer Dharma bedeutet: Nichts zu gewinnen. Falscher Dharma bedeutet: Etwas zu gewinnen. Deshalb müssen wir so viel wie möglich verlieren.

Buddhaweg bedeutet: Nichts zu suchen, nichts zu finden. Wenn es etwas zu finden gibt, dann hat das nichts mit dem Buddhadharma zu tun, so sehr du dich auch bei deiner Übung anstrengen magst. Wo es nichts zu finden gibt, genau da ist der Buddhadharma. Wonach du greifst, das wirst du verlieren.

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Anonym hat gesagt…

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