Donnerstag, 23. August 2007

Wie ich meinen Sommerurlaub verbrachte

Meine Vorstellung war, dass ich mich eines Tages hinsetzen würde, um meine Erlebnisse über den Aufenthalt beim Great Sky Zen Sesshin auf eine schöne, präzise Weise aufzuschreiben. Du weißt schon, so wie es ein professioneller Schriftsteller machen würde. Aber ich scheine dafür unfähig zu sein. Ich habe einfach einen zu großen Haufen Arbeit vor mir, um genügend Zeit dafür zu haben. Hier sind also meine allgemeinen Eindrücke, direkt in die Blog-Vorlage eingegeben, ohne die Rechtschreibung oder irgendwas zu prüfen.

Das Kloster Hokyoji liegt mitten im Niemandsland. Als Erstes fliegst du zum La Crosse Flughafen in La Crosse, Wisconsin, der mehr wie eine Bushaltestelle, denn wie ein Flughafen aussieht. Dagegen erscheint Akrons kleiner Flughafen wie der La Guardia-Flughafen. Dann fährst du ungefähr eine Stunde durch die sanft geschwungenen Hügel am Rande des Mississippi, kurz durch Iowa und weiter nach Minnesota. Der eigentlich nächste Ort ist ein kleines Dorf mit 200 Einwohnern in Iowa, dessen Namen ich vergessen habe. Obwohl ich mich nicht an den Namen des Ortes erinnern kann, so erinnere ich mich doch an den Namen des Typs, der seit 40 Jahren an der Tankstelle arbeitet. Er heißt Jug (Kanne) Darling (Liebling). Ohne Scheiß. Um richtig Spaß zu haben, musst du rund 45 Minuten weiter nach Iowa hineinfahren und einen anderen Ort besuchen, dessen Namen ich auch vergessen habe, der aber sage und schreibe 2000 Einwohner hat.

Aber während des einwöchigen Sesshins sind wir zu keinem dieser Orte gefahren. Für 7 Tage hatten wir Bewohner von Hokyoji zu sein, Hokyoji Essen zu essen und Hokyoji Scheiße zu scheißen, um ein altes Zen-Gedicht umzuformulieren. Das Kloster besteht aus 4 Hauptgebäuden, die sich über ein paar Morgen eines gerodeten Waldstücks am Ende einer gut 2 Kilometer langen Auffahrt verteilen. Unser Hauptgebäude war ein Zendo (Raum für die Übung des Zazen) für 30 Personen nahe der Ortsmitte. Abseits davon stand ein Gebäude, das sie „die Blockhütte“ nannten, weil es bei der Ortsgründung eine echte Holzhütte mit nur einem Raum, ohne Strom und fließend Wasser war. Heute ist es ein Haus mit Strom und fließenden Wasser, Gott sei Dank. Aber ich musste mich dort nicht einquartieren. Sie steckten mich in ein Haus weit unten am Ende des Geländes, das sie „die Werkstatt“ nannten. Wie der Name vermuten lässt, war hier die Werkstatt für‘s Holzsägen und all die anderen Arbeiten, die gemacht werden mussten, um die anderen Gebäude auf dem Grundstück zu bauen. Der erste Stock ist jetzt zu einem ziemlich spartanischen Wohnbereich umgebaut worden. Ohne fließendes Wasser, aber zumindest hatten wir Strom. Das andere Gebäude heißt „das Tee-Haus“. Es steht in der Nähe des Zendo und hat neben einem kleinen Tee-Raum auch Duschen, die einen feinen Nieselregen über deinem Kopf versprühen, je nach deiner Wahl, entweder lauwarm oder kochend heiß. Ich habe nie herausgefunden, wie ich das Wasser effektiv runter zu meinen Füßen bekomme.

Es gab neun 45-Minuten Zazen-Perioden, jeden Tag beginnend um 5 Uhr morgens und endend um 10 vor 9 abends. Die Weckglocke wurde um 04:30 Uhr geläutet. Das ist ziemlich normal. Nishijimas Sesshins sind ein bisschen einfacher, was die Menge an Zazen angeht. Ich war um die Gesundheit meiner Knie besorgt. Aber ich bin froh sagen zu können, dass ich die ganze Sache ohne erkennbaren Schaden überstanden habe. Die Zazen Perioden werden zuerst von einer Zeremonie unterbrochen, bei der das Herz Sutra rezitiert wird, dann folgt das Frühstück im Oryoki Stil, eine kurze Pause, ein Dharma Vortrag und eine weitere Zeremonie, bei welcher Dogens Jijuyu Zanmai gesungen wird. Danach kommt das Mittagessen, eine sehr lange Pause und Samu (eine Arbeits-Periode) (mehr dazu später), eine weitere verdammte Zeremonie, bei der das Dai Shin Darani gesungen wird, und eine letzte Zeremonie bei der Dogens Fukanzazengi (universelle Aufforderung zum Zazen) gesungen wird. Zwischen all dem Kram, ist vor der Wand sitzen oder Kinhin (gehendes Zazen) angesagt. Oder andersrum, all das kommt zwischen den Zazen-Perioden. Such‘s dir aus.

Manches von dem war neu für mich. Nishijimas Sesshins haben keinerlei Zeremonien oder irgendwelche Rezitationen. Deswegen kannte ich keinen dieser Gesänge. Auch die Arbeits-Perioden bei seinen Sesshins beinhalten gewöhnlich nur das Saubermachen der Toiletten oder das Fegen der Schlafzimmer. Beim Great Sky lassen sie dich schwer arbeiten. Das ist notwendig, weil selbst nach 30 oder 40 Jahren Betrieb, die Arbeiten am Anwesen größtenteils noch nicht beendet sind. Also arbeiteten wir größtenteils daran, den Garten ansehnlich zu machen, und Sachen in Ordnung zu bringen, die es nötig hatten, in Ordnung gebracht zu werden. Oh, und wir haben Wespen aus den Schlafzimmern verjagt. Ich war am Ende jeder Arbeitsperiode erschöpft. Aber es war auch gut. Es hat definitiv deine Beine nach all dem Sitzen wieder in Bewegung gebracht. Außerdem hast du eine anständige Aufgabe bekommen, was bei manchen Sesshins nicht der Fall ist.

Um die 30 Leute nahmen teil, inklusive fünf (zähl‘ nach) Zen-Meister. Mal sehen, an wen ich mich erinnern kann. Da war Tonen O’Conner vom Milwaukee Zen Center, Zuiko Redding vom Cedar Rapids Zen Center, Dokai Georgesen vom Hokyoji selbst, Rosan Yoshida aus einem Ort in Iowa, glaub ich, Genmoyo Smith aus ... ich weiß nicht mehr wo, und ich. Ich könnte all die Informationen nachsehen, die ich vergessen habe, aber das entspräche nicht der Spontaneität dieses Beitrags. Tonen und Zuiko sind Frauen, und der Rest von uns Lehrern sind Männer. Ich war wirklich beeindruckt von Zuiko. Sie studierte mit derselben sehr strengen Zen-Meisterin wie Taijun Saito, eine Nonne, die mit Nishijima studierte. Beide wurden in den Zen-Abläufen so gedrillt, dass sie diese vorwärts und rückwärts beherrschen. Ich weiß einen Scheiß über die Rituale. Ich schätze diejenigen, die sich damit auskennen, nicht gering. Ich kann es einfach nicht. Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich es jemals können werde. Um ehrlich zu sein, es interessiert mich nicht sehr. Dennoch ist es interessant es zu sehen und etwas von Leuten zu lernen, die diese Abläufe beherrschen.

Was kann ich dir sonst noch erzählen? Viel, eigentlich. Und ich werde das wahrscheinlich in den kommenden Artikeln tun. Aber ich möchte es heute kurz halten.

Was habe ich gelernt? OK. Ich habe gelernt, dass es verdammt noch mal egal ist, was du während des Sitzens denkst. Ich wusste das. Aber am 4. Tag merkte ich es auf deutliche Weise. Ich war, wie so oft, ein bisschen reizbar und schmerzempfindlich geworden und dachte, „Mann, die Gedanken in meinem Kopf drehen sich wie wild, wie kommt es, dass das niemals aufhört?“ Ich sollte dir dazu sagen, dass ich kurz vor dem Sesshin mit einer Menge Zeugs konfrontiert wurde. Die Nachricht, dass die Firma für die ich arbeite, ihr Büro in Los Angeles zu schließen beabsichtigt, war keine Kleinigkeit. Das Büro in Los Angeles bin ich. Mehr davon später. Aber es reicht zu sagen, dass ein paar Dutzend anderer Sachen hätten behandelt sein müssen, nachdem das Sesshin vorüber war. Das mache ich jetzt irgendwie, und deswegen ist dieser Artikel kurz und spontan.

Egal, alles Mögliche lief in meinem Kopf rauf und runter. In Bewegung gesetzt, würde es nicht aufhören, bis es seine Energie verbraucht hätte. Und auf einmal bemerkte ich, dass es scheißegal ist. Denken war nur etwas, das während der Praxis passierte. Dennoch war die Praxis noch immer völlig richtig. Das war keine Idee wohlgemerkt. Das kam als echte Erfahrung. Es gibt ein altes Koan über einen Mönch, der sagt, ”wenn ein klarer Geist kommt, lass ihn kommen, wenn ein umwölkter Geist kommt, lass ihn kommen. ”Der Meister fragt ihn, “was, wenn weder ein klarer noch ein unklarer Geist kommt?“ Und der Mönch sagt sowas wie, “ich habe gehört bei H&M gibt es einen Ausverkauf von Unterwäsche.“ So in der Art ist es gewesen. Cool.

Es ist lustig, wie diese Dinge ablaufen. Ich habe dieselbe Lektion ein Dutzend Mal gelernt, vergessen und wieder gelernt. Und ich bin sicher, dass ich es noch ein paar Dutzend Mal mehr lernen werde, bevor sie mich verbrennen und meine Asche hinter JB’s Down in Kent, Ohio verstreuen.

Mmmmmhhhhh… Was noch? Ich hielt einen Dharma-Vortrag. All die anderen Zen-Lehrer hielten Zen-Vorträge und meiner war wie ein Auftritt von Krusty dem Clown. So ist das Leben. Beim Versuch den Rückwärtsgang des Kloster Lieferwagens ausfindig zu machen, durchfurchte ich den ganzen Hof. Ich habe andere Sachen gemacht.

Aber ich muss jetzt gehen. Sorry. Später mehr! Fragt mich nach Sachen. Vielleicht wird es mein Gedächtnis in Schwung bringen …

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