Sonntag, 1. Januar 2006

Hey, wie geht’s Dir?

Ich heiße Brad, und bin Buddhist. Und manchmal wenn ich das sage, fühle ich mich wie ein Teilnehmer an einem Zwölf-Stufen-Programm, der aufsteht und seine Sucht eingesteht. Nicht weil mich der Buddhismus in irgendeiner Form beschämt. Buddhismus rockt. Mir ist es allerdings oft peinlich mit dem identifiziert zu werden, was der Großteil der amerikanischen Öffentlichkeit für einen Buddhisten hält. Was es noch schlimmer macht: Ich bin nicht nur ein Buddhist, ich bin sogar das, was die Drehbuchautoren der alten Kung Fu TV Serien einen „Zen-Meister“ nannten. Für die unter Euch, die sich auskennen, meine Dharmaübertragung erhielt ich von Gudo Nishijima, welcher der Sotoschule des Zen angehört (obwohl er denkt, die Sotoschule selbst sei eine „Vereinigung von Beerdigungspriestern“). Ich habe sogar zwei Bücher über Zen geschrieben.

Trotzdem habe ich niemals in einem Kloster oben im Himalaja gelebt, keine harte Askese und esoterischen Reinigungsrituale praktiziert. Ich habe keinen Hang zu außerkörperlichen Erfahrungen oder geheimen höheren Bewusstseinszuständen. Ich bete keinen fetten Chinesen an. Und mir ist es ziemlich egal, was der Dalai Lama sagt und macht. Die meiste Zeit habe ich mich in großen, hässlichen, lauten Städten der buddhistischen Praxis gewidmet – circa ein Jahrzehnt in Akron, Ohio, elf Jahre in Tokio und jetzt lebe ich in Los Angeles. Ich bin die meiste Zeit davon schon im Filmgeschäft gewesen, und spüre keinen Drang das in nächster Zeit zu ändern.

Mit Zazen habe ich angefangen, als ich damals, Anfang der Achtziger, Bassist der Hardcore Band Zero Defects war. Hier spielen wir gerade unseren großen Hit „Drop the A-Bomb On Me!“ (Ich stehe ganz rechts, wo Du mich für ungefähr eine Nanosekunde am Ende des Clips sehen kannst.):



Jahre später zog ich nach Japan, bekam einen Job in der Firma des Erfinders von Godzilla (wo ich noch immer arbeite) und wurde ein Zenmönch. Die meisten Ex-Rock´n´Roll-Typen, die so eine Art religiöse Führer wurden, reden darüber, wie sie der Dunkelheit der Musik des Teufels abgeschworen haben und das Licht Gottes fanden. Ich für meinen Teil wurde nur noch mehr Punkrock, je tiefer ich in den Buddhismus ging.

Im Buddhismus fand ich die, meiner Meinung nach, wirklich achtbaren Punkte der Hardcore Punk Bewegung zu ihrem logischen Schluss konsequent durchgeführt. Die Hardcoretypen stellten die Werte der Gesellschaft in Frage, allerdings niemals wirklich ihre eigenen. Sie wussten, dass die Welt am Arsch ist, hatten aber keinen Plan, was man angesichts dieser Tatsache tun könnte. Der Buddhismus war frei von dem ganzen Müll, den ich in den anderen Religionen fand, die ich mir ansah. Kein Gott, keine Engel, weder Himmel noch Hölle, kein Erlöser außer Dir selbst. Gegenstand der buddhistischen Verehrung ist die Welt vor Deiner Nase, die Realität in der wir genau jetzt leben.

Viele religiöse Leute wollen wissen, was nach ihrem Tod geschieht. Für mich ist das kaum eine dringende Frage. Ich bin jetzt am Leben. Nicht tot. Mich interessiert, was es mit dem Leben, das ich jetzt lebe auf sich hat. Ich will wissen, wie ich dieses Leben auf eine vernünftige und gesunde Art und Weise leben kann.

Buddha sprach vom Mittleren Weg. Buddhistische Praxis ist nicht super-schwer, aber sie ist auch nicht super-einfach. Einer der schlimmsten, und weitverbreitetesten Fehler von Leuten, die scheinbar in diesem Meditationsding sind, ist nach meiner Beobachtung, dass viele von ihnen nach einfachen oder schnellen Lösungen suchen. Natürlich wollen sie die Erleuchtung. Aber bitte ohne großen zeitlichen Aufwand oder irgendwelche Anstrengungen. Es gibt da einen angeblichen „Zenmeister“ in der spirituellen Szene, der genau da ansetzt, indem er teure Seminare anbietet, die Dir eine „Erleuchtserfahrung“ innerhalb eines Nachmittags verschaffen sollen. Ich habe Werbung für Maschinen gesehen, in der garantiert wird, dass diese Dich in Minuten „tiefer als ein Zenmönch“ meditieren lassen. Und vor ein paar Jahren brachte eine Gruppe nutzloser Arschlöcher ein Buch heraus, in dem sie behaupteten, sich das Hirn mit Acid aus dem Kopf zu brennen wäre das selbe wie buddhistische Erleuchtung. Sterben die Sechziger denn niemals?

Dieser ganze Schwindel ist reine Zeit und Geldverschwendung. Gleichwohl erwartete Buddha niemals von irgendwem deswegen nun die Konsequenz zu ziehen, und ich tue das auch nicht. Nur zu: schmeiß Deine Zeit und Dein Geld zum Fenster raus, wenn es Dir gefällt. Vielleicht gehst Du als der erste Mensch in die Geschichte ein, der etwas für lau bekommen hat.

Mir sind auch die ganzen alten Ausreden zu lahm, Zazen sei zu schwierig für moderne Menschen, oder zu fordernd für uns Leute aus der westlichen Hemisphäre. Wenn Dir etwas wirklich ernst ist, schmeißt Du Deine Ausreden weg und tust es einfach.

Die netten Jungs der „Hinsetzen, Klappe halten“-Redaktion übersetzen euch hier ganz offiziell die Texte meines Blogs: http://hardcorezen.blogspot.com/ . Ich wünsche Euch viel Spaß damit!

2 Kommentare:

sitzender Drache hat gesagt…

Ihr habt lang genug gewartet, dass ein Blog erscheint... :-p

Anonym hat gesagt…

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