Dienstag, 21. Dezember 2010

Podcast, Often Awesome, urbanes Zen und richtige Haltung (schon wieder)


Mittwoch, 1. Dezember 2010


Zunächst wurde der Hardcore Zen Podcast gerade aktualisiert. Es geht nur um SEX! Also los, hör’s dir an!

Ich bin nun auch auf einem anderen Podcast: Dr. Dick's Sex Advice

Zweitens, jetzt da die Weihnachtszeit da ist, möchte ich eure Aufmerksamkeit einmal mehr auf Often Awesome lenken, eine Gruppe von Freunden von mir, die sich zusammengetan haben, um ihrem Freund Tim LaFollette in seinem Kampf gegen die Lou Gehrig-Krankheit zu unterstützen. Es ist eine verdammte Schande in einem Land zu leben in dem der einzige Weg, mit der jemand wie er die Hilfe bekommen kann die er braucht darin besteht, Fremde anzubetteln. Aber das sind die USA. Mach mich nicht an… Spendet einfach was!

Zurück zu Fragen von Lesern. Ich habe keine spezielle E-Mail für meine erste Frage. Es ist einfach etwas das immer wieder aufkommt, gerade jetzt da ich nach New York gezogen bin. Die Frage geht in etwa so: Wie kann ich in einer Großstadtumgebung üben, mit all dem Lärm und Ärger und Tempo und der Ablenkung?

Ich habe letzte Nacht in Shohaku Okumuras Buch Realizing Genjokoan: The Key to Dogen's Shobogenzo [Das Verwirklichen des Genjokoan: Der Schlüssel zu Dogens Shobogenzo] und stieß auf die Antwort. Okumura erzählt das alte japanische Volksmärchen vom Kaninchen im Mond. Die Geschichte, die ich von dieser Website kopiert und eingefügt habe, geht etwa so:

Der alte Mann des Mondes blickte eines Tages auf einen großen Wald auf der Erde herunter und sah drei Freunde zusammen um ein Feuer sitzen. Es waren ein Kaninchen, ein Affe und ein Fuchs. Erstaunt eine solche Gruppe Freunde zu sehen, fuhr er auf die Erde nieder und verwandelte sich in einen Bettler. Er sagte den drei Freunden, dass er sehr hungrig sei. Als sie das hörten, liefen sie alle los, um ihm etwas zu essen zu holen. Der Affe brachte dem Mann eine Menge Früchte und der Fuchs kam mit einem großen Fisch zurück. Jedoch konnte das Kaninchen kein Essen für den Mann finden und bat den Affen, Feuerholz zu sammeln und den Fuchs, damit ein großes Feuer anzufachen. Als das Feuer sehr hell loderte, erklärte das Kaninchen dem Bettler, dass es nichts hatte was er ihm geben konnte, also würde er ins Feuer springen und wenn er gebraten war, könnte der Bettler ihn essen. Gerade als das Kaninchen ins Feuer springen wollte, verwandelte sich der Bettler zurück zum Mann des Mondes und sagte dem Kaninchen, dass es sehr freundlich sei, und dass es nichts tun sollte was es verletzen könnte. Weil er fand, dass das Kaninchen das freundlichste von den drei Tieren war, nahm er es mit zu sich auf den Mond.”

Okumura schreibt, dass er sich als junger buddhistischer Mönch oft wie dieses Kaninchen fühlte. Er wurde mit 21 Jahren ordiniert und fing an, von den Spenden anderer Leute zu leben. Er sagt er entwickelte deswegen niemals Fähigkeiten die es ihm ermöglichen würden, einer normalen Arbeit nachzugehen. Er fühlte sich oft schuldig, Spenden von Leuten zu bekommen, die „echte Arbeit“ verrichteten, ohne ihnen etwas zurückgeben zu können. Alles was er anzubieten hatte, war seine Praxis. Er sagt: „Ich versuchte, Zazen zu üben, als ob ich meinen Körper und Geist allen Buddhas anbieten würde.“ Und natürlich meint er mit „allen Buddhas“ jeden Menschen.

In New York City mögen es die Leute zu hupen. Es ist nicht so schlimm wie in Kairo oder Jerusalem weil du hier für unnötiges Hupen tatsächlich ein Bußgeld zahlen musst, wenn du erwischt wirst. Obwohl ich bezweifle, dass überhaupt jemand jemals dafür bestraft wird.. Wie dem auch sei, immer wenn ich irgendein Arschloch ohne vernünftigen Grund hupen höre*, erinnere ich mich, dass ich meine Praxis für ihn tue. Ich trainiere mich selbst, besser in der Lage zu sein zum Stress und zur Frustration nichts beizutragen, die Typen wie ihn dazu bringen, seine Wut an andere auszulassen. Jedes kleine Bisschen hilft.

ERSTE E-MAIL-FRAGE FÜR HEUTE:

Ein großartiger Freund von mir tippt diese Frage für mich weil ich jetzt gerade im Gefängnis bin. In deinem Buch „Sit ‚Down and Shut up [Hinsetzen, Klappe halten]“ sagst du, dass Dogen sagte Buddhismus nicht ohne Lehrer zu studieren. Aber was ist wenn du an einem Ort bist, wo es keinen Lehrer gibt? Ich habe alle deine Bücher mehr als ein Mal gelesen. Ich habe Bücher gelesen von Gudo Nishijima, Dogen etc. Ich nehme mir täglich Zeit für Zazen. Was noch kann (oder sollte) ich tun? Gibt es einen Weg, Buddhismus ohne Lehrer zu studieren?

MEINE ANTWORT:

Ich bekomme viele Fragen in der Art “Wie kann ich Buddhismus studieren wenn ich so weit von einem Lehrer weg bin, ich Ärmster?”. Und ich bin nicht schrecklich mitfühlend weil ich es geschafft habe, einen Lehrer in Kent, Ohio im Jahr 1983 zu finden, eine Zeit und ein Ort wo niemand hätte da sein sollen um mir Zen zu lehren. Ich weiß von hervorragenden Lehrern in so abgelegenen Orten wie Cedar Rapids, Iowa und Helsinki, Finnland. Es gibt unglaubliche Lehrer an jeder Ecke wenn du nur mal nachsiehst. Viele Leute die diese Frage stellen sind entweder zu faul sich umzusehen oder zu pingelig damit einen Lehrer zu finden der genau ihrem vorgefertigten Bild entspricht. Hätte ich auf einen Lehrer gewartet der zu meinen Idealen eines Lehrers passt, hätte ich niemals bei Tim McCarthy oder Gudo Nishijima gelernt.

Aber manche Leute, wie der Typ der mir geschrieben hat, sind wirklich in einer Lage, in der einfach kein Lehrer zur Verfügung steht. Zu denen sage ich, sie sollen einfach ihre Praxis fortsetzen. Es gibt Augenblicke in der Praxis, an denen du wirklich die Meinung eines anderen brauchst. Als Beispiel was passieren kann wenn man versucht, sich Meditation selbst beizubringen, erzähle ich oft die Geschichte von Shoko Asahara, dem Arschgesicht der meinte er sei erleuchtet und dass das bedeutete, es sei OK der Apokalypse vorzugreifen, indem man Tokios U-Bahn mit Giftgas vollpumpt.

Das ist ein sehr extremer Fall. Du wirst so was wahrscheinlich nicht tun. Hoffe ich. Höchstwahrscheinlich wird dein Zazen irgendwie langweilig und vielleicht etwas verwirrend sein. Du könntest manchmal das Gefühl haben, aufgeben zu wollen. Aber du wirst schon in Ordnung sein. Warte ein Bisschen und du wirst dich in der Nähe eines Lehrers wieder finden just in dem Moment wenn du das wirklich brauchst. Ich glaube wirklich an das alte Klischee „wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer“.

Typen die versuchen das Problem von Schülern zu lösen, die meinen sie brauchen JETZT SOFORT einen Lehrer, indem sie zu leicht verfügbar sind, tun wahrscheinlich niemandem einen Gefallen. Die Schwierigkeit die damit verbunden ist einen Lehrer zu finden ist oft Teil des Prozesses der dafür sorgt, dass du bereit bist wenn du endlich einen findest.

Was die Sachen angeht was du außer Zazen und Lesen tun kannst... Ich weiß es nicht. Das ist alles was ich wirklich für meine Praxis getan habe außer mit meinen Lehrern zu sprechen. Joshu Sasaki sagt, man soll viele gute Bücher lesen. Ich habe diesen Rat schon immer gemocht. Ich habe meine eigene Webseite gemacht über Zenbücher von denen ich glaube, dass sie kein Mist sind.

ZWEITE E-MAIL-FRAGE:

Ich habe dein hervorragendes Buch Sit Down and Shut Up gelesen und habe eine Frage zum Kapitel „Proper Posture Required [Richtige Haltung erforderlich]“. Es wird aus der Art, in der das Kapitel geschrieben ist nicht klar, inwieweit Zazen deiner Ansicht nach in anderen Haltungen möglich ist. Wenngleich ich gelernt habe, dass die Haltung sehr wichtig ist, habe ich auch gelernt, dass es möglich ist Zazen zu praktizieren indem man auf einem Bänkchen kniet, auf einem Stuhl sitzt, im Laufen oder sogar im Liegen, so lange der Übende der Körperhaltung genug Aufmerksamkeit widmet. Momentan habe ich noch nicht die Dehnbarkeit, in der hochangesehenen Lotushaltung zu üben, also benutze ich ein Meditationsbänkchen. Denkst du meine Meditationspraxis ist kompletter Mist deswegen? Weil – ich glaube nicht! Jedoch habe ich gerade keine richtige Sangha, zu der ich gehen und Fragen stellen könnte.

MEINE ANTWORT:

Wie ich schon oft sagte, die Haltung im Zazen ist nicht beliebig. Sie ist Teil der Praxis. Kein richtiger Yogalehrer würde eine normale, gesunde Person in einem Stuhl sitzen und sich leicht vorbeugen lassen, um ihnen dann zu sagen sie hätten die Position „Nach unten schauender Hund“ eingenommen gerade so wie alle anderen im Kurs. Aber wenn dieser Yogalehrer sieht dass leicht vorgebeugt auf einem Stuhl sitzen die beste Annäherung an die Haltung „Nach unten schauender Hund“ ist, würde er sein Bestes tun um dieser Person dabei zu helfen, eines Tages mit ein wenig Übung die richtige Haltung einnehmen zu können.

Ich finde Zenlehrer tun ihren Schülern keinen großen Gefallen , wenn sie ihnen erzählen, dass auf Stühlen oder Bänken sitzen oder gar auf dem Boden liegen dasselbe sei wie mit gekreuzten Beinen auf einem Kissen zu sitzen. Ja ICH WEIß, dass die volle Lotusposition die Hölle ist. DU MUSST NICHT DIE VOLLE LOTUS POSITION EINNEHMEN! Ich weiß nicht warum jedes mal wenn ich irgend etwas zur richtigen Haltung sage eine Million Kommentatoren sofort annehmen ich meine damit die volle Lotusposition und darüber einen hochroten Kopf bekommen und wütend werden.

Aber außer du kannst wirklich, ehrlich, ohne Scheiß, absolut nicht auf die eine oder andere Art und Weise kreuzbeinig auf einem Kissen Sitzen dann musst du wirklich kreuzbeinig auf einem Kissen sitzen um Zazen korrekt zu praktizieren. Hier beschreibt Gudo Nishijima wie man es macht.

Deine Meditationsübung ist NICHT komplett am Arsch, weil du sie auf einem Bänkchen ausübst. Muss ich das noch mal sagen? Vielleicht schon, weil so viele Leute es scheinbar verpassen wenn ich solche Aussagen mache. Also hier noch mal:

Deine Meditationsübung ist NICHT komplett am Arsch, weil du sie auf einem Bänkchen ausübst.

Diese Kniebänkchen kommen einer brauchbaren Zazen Haltung einigermaßen nahe. Aber es ist trotzdem nicht das Selbe. Ich würde weiterhin an meiner Gelenkigkeit arbeiten. Probiere ein paar Yoga stunden. Sie tun dir gut! Du könntest da sogar ein paar süße Leute kennenlernen! Dann, nach einer Weile, kannst du das Bänkchen weg tun bis zu der Zeit wenn du alt und arthritisch bist und die Haltung nicht mehr hinkriegst. Dann wenn du das Bänkchen wirklich brauchst hol es wieder raus und benutze es.


* Und ich meine wirklich “Arschlöcher die ohne vernünftigen Grund hupen”. Ich bin hier mal in den 1,7 Sekunden die es braucht um das Auto vom Leerlauf in den ersten Gang zu schalten angehupt worden. Ich habe auch gehört wie ein anderer angehupt wurde weil er versagt hatte mich zu überfahren, als ich die Straße vor einem Auto überquerte der vor ihm fuhr (ich hatte übrigens grün auf der Fußgängerampel, als ob das überhaupt irgend ein Unterschied machen würde).


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