Samstag, 21. Februar 2009

Sesshin mit Brad Warner in Frankfurt und neuer Text

Der Termin für das Sesshin mit Brad Warner steht jetzt fest:
21.8 - 23.8.09

Weitere Informationen gibt es hier:
http://www.dogen-sangha-frankfurt.de/

Und hier geht's zum neuen Text:
Große Fische
Viel Spaß!
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Montag, 9. Februar 2009

Warum können wir guten spirituellen Rat nicht akzeptieren, wenn er nicht von Superman kommt?

Mein neues Buch, Zen Wrapped in Karma Dipped in Chocolate ist nun draußen. Die netten Leute von Borders.com haben einen Auszug vom Buch online gestellt den Du lesen kannst, wenn Du HIER klickst. Ich werde dafür dieses Jahr eine ausgedehnte Tour unternehmen, um Werbung dafür zu machen; für einen Link zu einer Liste der Termine siehe unten.


Ich würde gerne etwas über das Buch sprechen. Nicht um dafür zu werben (obwohl ich nicht abstreite, dass ich das tue), aber weil ich es geschrieben habe, um ein Thema anzusprechen, von dem ich denke, dass es sehr wichtig ist. Und das ist, warum wir, wie es scheint, guten spirituellen Rat nicht akzeptieren können, außer er kommt von Superman. Ich habe schon in meiner letzten Kolumne darüber gewettert, dass der Buddhismus keine Spiritualität ist. Doch hier verwende ich den Begriff „spirituell“ nur, um mich auf den Bereich des Lebens zu beziehen, welcher die tiefen Fragen über die Natur der Dinge anspricht. Es ist einfach ein praktisches Kürzel dafür. Aber alles, was ich das letzte Mal sagte, gilt immer noch.


Auf jeden Fall gibt es eine schon lange bestehende Auffassung, die sich durch eine Vielfalt religiöser Traditionen zieht, dass Leute nicht auf gute spirituelle Ratschläge hören wollen, außer wenn die Quelle dieser Ratschläge über Kräfte und Fähigkeiten verfügt, welche weit über die gewöhnlicher Männer hinausgehen (und Frauen, natürlich auch, aber ich zitiere das Intro der alten Superman-Serie, welches sehr sexistisch war). Es ist eben nicht genug, dass Jesus sagte, liebet eure Feinde und verkündete, dass derjenige, der ohne Schuld ist, den ersten Stein werfen solle. Damit alle die guten Dinge annehmen, meinten die Leute, welche diese Nachricht verbreiteten, wir müssten auch glauben, dass Jesus magische Kräfte hatte. Ich meine, warum sollten wir uns darum kümmern, andere so zu behandeln, wie wir selbst von ihnen behandelt werden wollen, wenn der Typ der das sagte, nicht Wasser in Wein verwandeln könnte?`Logo.


Dieser Gedanke zieht sich durch alle großen und nicht so großen spirituellen Traditionen. Buddhisten sind dafür nicht weniger anfällig als andere. Es gibt massig Storys von Buddhas Wundertaten und auch von seiner jungfräulichen Geburt. Der einzig wirkliche Unterschied der Buddhisten ist im Großen und Ganzen, dass sie nicht dazu neigen es allzu wichtig zu nehmen, ob man an diese Geschichten glaubt oder nicht. Tatsächlich lassen mehrere bedeutende buddhistische Strömungen diese völlig unberücksichtigt. Aber das bedeutet nicht, dass viele andere Buddhisten diese nicht glauben oder dass diese Geschichten für viele Buddhisten nicht wichtig sind.


Die Auffassung, dass er oder sie, um als spiritueller Lehrer Glauben geschenkt zu bekommen, wie ein Supermensch erscheinen muss, hat dennoch und gerade heute sehr viel Gewicht. Natürlich, heutzutage möchten wir unseren zeitgenössischen spirituellen Lehrern weniger glauben, dass sie zaubern können – dabei fallen einige Leute einfach auf Tricks von östlichen Fakiren und westlichen Gesundbetern rein. Anspruchsvolle, weltgewandte, gebildete Großstadtmenschen neigen dazu, subtilere Wunder zu erwarten als auf dem Wasser zu laufen oder einen feuerspuckenden, wirbelnden Auftritt hinzulegen, wie Buddha es getan haben soll. Aber noch immer erwarten wir Wunder.


Manchmal möchten wir, dass unsere Typen große altehrwürdige Meister sind, die genau in Beverly Hills reinkarniert wurden oder über übersinnliche Kräfte und selig machende Visionen verfügen. Und selbst wenn wir diesem krassen Hokuspokus nicht nachjagen, suchen wir trotzdem nach Leuten, welche unserem Bild von spiritueller Reinheit entsprechen. Diejenigen, welche rein spirituell sind, sollten nicht wie gewöhnliche Leute sein. Sie müssen fortwährend heiter und unberührt sein, befreit von körperlichem Begehren und Leiden. Wenn wir herausfinden, dass diese Menschen so sind wie der Rest von uns, neigen wir dazu, uns boshaft über sie zu empören und mit dem Finger auf sie zu zeigen. Der Mechanismus, durch den dies im Zen geschieht, ist ausreichend in Büchern wie Shoes Outside the Door und The Great Failure dokumentiert. Weder Richard Baker, Hauptfigur von Shoes Outside the Door noch Dainin Katagiri, Hauptfigur von The Great Failure haben jemals beansprucht ein spiritueller Superman zu sein, aber das hinderte einige ihrer Nachfolger nicht daran mit Ärger, Verzweiflung und auch Trauer zu reagieren, als ans Tageslicht kam, dass sie es nicht waren.


Natürlich sollten sich bei jemandem, der sich für eine meditative Praxis einsetzt, positive Effekte auf das eigene Leben bemerkbar machen. Das kann vernünftigerweise erwartet werden. Was vernünftigerweise nicht erwartet werden kann, ist, dass diese guten Effekte sich in exakt demselben Verhalten manifestieren, wie wir uns das wünschen würden. Wir können niemals wissen, wie diese Leute wären, wenn sie ihre Praxis nicht hätten. Außerdem ist es nicht wichtig, wie meditative Praxis deinen Lehrer beeinflusst hat. Es zählt nur, wie die meditative Praxis Dich beeinflusst. Und du bist der Einzige, der jemals den vollen Umfang davon sehen wird.


Wie auch immer, der Grund warum ich Zen Wrapped in Karma Dipped in Chocolate geschrieben habe, war, teilweise zu versuchen, die Idee eines spirituellen Superman für immer und ewig zu zerstören. Der einzige Weg, von dem ich das Gefühl hatte, das er das tatsächlich könnte, war Rufmord an einem bestimmten östlichen spirituellen Lehrer zu begehen. Da ich aus einer Tradition komme, welche daran glaubt, dass du die wirklich wichtigen Wahrheiten nicht mit dem Blick nach außen findest, sondern mit dem Blick in dein Inneres, reichte es mir nicht, das zu tun, was die Autoren der Bücher, welche ich oben erwähnt habe, taten, und ich suchte mir jemand anderes als Ziel aus. Der Lehrer, über dessen Ruf ich herzog, musste ich selbst sein. Ich gebe zu, dass ich nicht wirklich ein gutes Beispiel bin, einfach weil so wenige Leute tatsächlich glauben, dass ich irgendein bedeutendes erleuchtetes Wesen bin. Diejenigen, welche das tun, sind meist nur wie ein paar Halb-Gare-Fritten, die einem gerade noch zu einem Happy Meal fehlen.


Doch als ich anfing populärer zu werden, haben einige Leute in einer Art und Weise auf mich reagiert, die etwas erschreckend ist. Ich wurde nur ein paar Mal auf der Straße von irgendwelchen Fremden erkannt. Aber wenn ich in letzter Zeit in ein Meditationszentrum komme, wo sie meine Arbeit kennen, leuchten die Augen der Leute auf eine abgefahrene Art auf und einige scheinen sich sogar zu ducken, wenn ich versuche mit ihnen zu reden. Für diese Leute bin ich kein durchschnittlicher Kerl. Ich finde es schwierig, mit dieser Art der Reaktion umzugehen. Einige Leute reagieren auf mich auf eine Art, die nur dann Sinn macht, wenn sie beginnen irgendetwas Himmlisches auf ihr Bild von mir zu projizieren. Sie erwarten Dinge von mir, die sie voneinander niemals erwarten würden. Und das ist unfair.


Ich wollte nicht wirklich dieses Buch schreiben. Es ist heftig, deine schlechten Seiten darzulegen und dem Hohn und der Verachtung preiszugeben. Es war körperlich schmerzhaft das Buch zu schreiben. Ich hatte zuletzt ein halbes Dutzend anderer Ideen für ein drittes Buch, welches eine Kleinigkeit zu schreiben gewesen wäre und es wäre kommerziell etwas erfolgsversprechender gewesen. Aber dieses Buch schrie danach von mir realisiert zu werden, bis ich keine andere Chance mehr hatte, außer zu gehorchen.


Da war etwas sehr Tiefes, zu dem ich nur vordringen konnte, indem ich in meinen eigenen Eingeweiden herumgrub. Genau so entdeckte ich, dass sogar die wertlosesten Teile meines Lebens nicht ausschließlich Hässlichkeit und Horror sind. Tatsächlich fand ich zu meiner eigenen Überraschung ziemlich wenig davon. Es liegt eine Art von Schönheit in der Wahrheit, welche darüber hinausgeht, ob du diese Wahrheit ansprechend oder abstoßend findest. Außerdem sind auch einige Witze in dem Buch.


Ich wollte ein Buch schreiben, welches die Wahrheit über Lehrer in östlichen spirituellen Traditionen erzählt. Weil es da doch viele Illusionen über diejenigen von uns gibt, die in diesem Spiel sind. Die Öffentlichkeit, welche von den Medien getrimmt ist, glaubt, dass Lehrer in östlichen Traditionen nicht so sind wie unsere kunterbunte Mischung von spirituellen Lehrern wie Prediger, Priester, Imams und Rabbis. Uns wird gesagt, dass Yogis, Gurus und Zen-Meister dieses spezielle Etwas genannt „Erleuchtung“ haben; und dass sie das die Welt der gewöhnlichen Menschen transzendieren lässt. Du kannst sehr gutes Geld damit machen, indem du diesen Blödsinn ausbeutest. Da gibt es einen so genannten „Roshi“ (d.h. Zen­­-Meister), welcher leichtgläubigen reichen Menschen fünf Tage in seiner gottgleichen Gegenwart für $50,000 verkauft, auf der Basis, dass sie durch die Nähe zu ihm möglicherweise einiges von der Erleuchtung für sich selbst abbekommen könnten. Es wird so nicht passieren, also könntet ihr in Zukunft genauso gut mir das Geld geben!


Aber weil eben kein spiritueller Lehrer Superman ist, heißt das nicht, dass du nicht einiges durch die Praxis der Meditation lernen kannst. Ich glaube, dass Zazen der einzige Weg ist, den die Menschheit hat, um aus dem Schlamassel herauszukommen, in dem sie sich befindet. Wenn ich das nicht glaubte, würde ich mir nicht die Mühe machen das dauernd heraus zu posaunen.


In diesem mediengesättigten Zeitalter, wo jeder seine Skandalgeschichten auf Video festhalten und auf YouTube 2 Stunden später für alle sichtbar machen kann, gibt es keine Möglichkeit für spirituelle Supermen, um die Flaschenzüge und Drähte verschwinden zu lassen, mit denen sie ihre Zaubertricks aufführen. Es wurde Zeit, dass wir die Vorstellung eines spirituellen Superman sterben lassen und zu beginnen herauszufinden, wie wir gute spirituelle Ratschläge annehmen können, sogar von Leuten, die rülpsen und furzen und – oh mein Gott! – ficken genau wie wir. Solange wir das nicht tun können, wird da auch kein Weg sein, wie wir gute spirituelle Ratschläge von irgendjemandem annehmen können.


Brad Warner ist der Autor von Hardcore Zen und Sit Down and Shut Up! und zuletzt Zen Wrapped in Karma Dipped in Chocolate. Er verwaltet den blog about Buddhist stuff und ebenfalls eine MySpace Seite. Wenn du mal in Südkalifornien bist und du etwas Zazen ausprobieren möchtest, dann hat er eine Gruppe, die sich jeden Samstag in Santa Monica trifft.

Hier kann man sehen, wo Brad als nächstes sprechen wird take a look here!

Kaufe seine neue CD von seiner Band Zero Defex bei CD Baby sofort!

Link zum Originaltext: http://suicidegirls.com/news/culture/23558/Brad%20Warners%20Hardcore%20Zen%20Why%20Cant%20We%20Accept%20Good%20Spiritual%20Advice%20Unless%20It%20Comes%20From%20Superman/

Übersetzt von Whitezen