Freitag, 26. November 2010

Grenzübertritt


Sonntag, 21. November 2010


Lasst mich euch von meinen neuesten Abenteuern erzählen. Letzten Donnerstag habe ich eine PT Cruiser-Ladung Zeug in mein Auto gestopft und überquerte die Grenze von Québec, Kanada, nach New York, USA. Ich hatte diese Grenze schon zwei Mal während meines Aufenthalts in Montreal überquert als ich ein paar Gigs in New York hatte. Da war es pupseinfach. Sogar mit einer Wagenladung Zeug winkte mich der kanadische Grenzbeamte einfach durch. Also rechnete ich mit nichts Besonderem als ich in das Land zurückkehrte, dass wohl oder übel nun mal mein Heimatland ist.

Aber als ich am DMZ [DeMilitarized Zone – entmilitarisierte Zone] ankam, die die Volksrepublik Kanada vom Vereinigten Großreich von Amerika trennt, fand ich schnell heraus, dass das nicht der Fall sein sollte. Ich wurde für eine Zweitüberprüfung ausgewählt. Das bedeutet ich musste aus meinem Auto aussteigen, meine Schlüssel der Grenz-Gestapo übergeben und mich in ein Verhörzimmer bringen lassen. Dort musste ich meine Taschen leeren und das Futter nach außen stülpen, dort wurde das kleine Stückchen Käse, das ich von einem Freund bekommen hatte, aufgeschnitten, um zu überprüfen ob es Drogen waren, dort wurden mir viele Fragen gestellt wie ich meinen Lebensunterhalt bestreite usw. Schaut, Leute, ich bin ein Staatsbürger der USA. Sogar wenn ich ein Landstreicher ohne irgendwelches Einkommen wäre, könntet ihr mich nicht nach Kanada zurückschicken. Ich glaube sie waren etwas verwirrt wie dieses ganze Grenzkontrollenzeug funktioniert.

Ich hab das alles mit Humor genommen. Was kann man da sonst tun? Aber es war nervig und hatte nicht auch nur ein kleines Bisschen Sinn. Was schmuggelt man ein aus Kanada? Ernsthaft. Es gibt nicht mal irgendwelche Drogen in Québec zu kaufen, von denen man nicht mehr in New York bekommen könnte, und ich bin mir sicher sie sind auch billiger. In den USA ist alles billiger als in Kanada. Und dieser Unfug den man gehört hat von wegen die Attentäter des 11. September kamen über Kanada ins Land? Das ist nicht wahr.

Pah. Danach schaffte ich es nach Brooklyn, wo ich zu meinem großen Erstaunen einen Parkplatz gleich um die Ecke der Haustür meines Wohnhauses fand. Das war Donnerstagnacht und das Parken auf der Straße ist freitagmorgens wegen Reinigungsarbeiten von 9.30-11.00 Uhr verboten. Aber ich war nicht so besorgt weil ich schon mal in Brooklyn geparkt hatte und es keine große Sache war.

Was ich nicht wusste war, dass diese Woche ungefähr vier Blocks meiner Nachbarschaft die Straßen und Gehwege neu gemacht werden was bedeutete, dass Parken noch viel schwieriger wurde. Um 9 Uhr am Freitagmorgen fuhr ich los, um einen Parkplatz zu finden. Es dauerte deutlich mehr als eine Stunde, und ein großer Teil der Zeit ging dafür drauf, einen Strafzettel von der New Yorker Polizei zu kassieren, weil ich angeblich gegen „no right on red“ verstoßen hatte, was angeblich deutlich ausgeschildert war. Später kam ich genau an diese Ecke zurück um extra die Schilder zu finden, von denen sie behaupteten sie wären da. Ich habe keine gesehen. Hinter mir hatten sie eine Schlange von drei oder vier weiteren Autos angehalten, die alle für das gleiche Vergehen bestraft wurden. Die haben die angeblichen Schilder auch nicht gesehen. Das ist das New Yorker Gegenstück zu einer Südstaaten-Radarfalle. Ich werde noch mal nachsehen, aber ich bin ziemlich sicher, dass diese Schilder – wenn es die wirklich geben sollte – absichtlich verdeckt wurden, für den einzigen Zweck, eine höchst fragwürdige Geldquelle aufzutun.

All das, zusammen mit dem üblichen Stress, den es mit sich bringt umzuziehen und keine verlässliche Einkommensquelle zu haben (Du denkst Schriftsteller sind reich? Denk noch mal drüber nach.) und ein paar andere Stress auslösende Zwischenfälle die ich nicht veröffentlichen werde, führten zu einem ziemlich unglücklichen Bradley.

Während dieser Zeit von tiefem Pessimismus und Unwohlsein begann ich wieder über diesen „das ist nicht sehr buddhistisch von dir“-Kram nachzudenken. Ich bin mir sicher viele Leute die diesen Blog lesen sind damit vertraut. Ich habe darüber einen Artikel geschrieben in der März 2008 Ausgabe von Shambala Sun (es ist die Ausgabe mit dem Dalai Lama auf dem Titelblatt. Warte! Nein!).

Das ist wenn jemand der Buddhist ist von irgendwelchen Sachen ein wenig verwirrt wird und alle ihre Freunde sagen “Das ist nicht sehr buddhistisch von dir!”.

Ich werde euch mal was sagen, Freunde und Nachbarn, ohne meine stetige Praxis würde ich es nicht durchs Leben schaffen. Vergesst den Kram von weit offenen Augen und Erleuchtung. Ich würde es nicht mal durch einen verdammten Tag schaffen. Das ist einer der tausend millionen Gründe warum ich Probleme mit diesen Arschlöchern habe, die Meditation als den Weg verhökern, der einen normalen Menschen in Super-Meditation-Mann verwandelt, der Typ der niemals seine Frisur (oder des Fehlen einer solchen) verwuschelt bekommt, egal welche Stürme ihm das Leben bringt.

Jaja. Ich weiß, ich weiß. Du hast diesen Typen gesehen! Er ist auf YouTube! Er hat kleine Videos in den er kichert und lächelt und mit einer wirklich zuckersüßen beruhigenden Stimme darüber spricht, wie er den Weg gefunden hat, immer so cool wie ein Wassereis zu bleiben, egal was passiert. Der Typ ist der einzig Wahre!

Weißt du was? Geh und lauf diesem Typen hinterher wenn du willst. Kauf seine Zaubertränke. Mir egal. Komm nur nicht mit deinen Bauchschmerzen zu mir wenn du kapiert hast was für ein Betrug das war. Das ist alles was ich verlange.

Jeder fähige Schauspieler kann diese Rolle für die zehn Minuten spielen, die YouTube dir erlaubt, oder für die eine Stunde oder zwei, die er auf der Bühne ist, oder für ein 15minütiges Einzelgespräch, in dem er die Glocke läutet und dich wegschickt wenn es ihm zu angespannt wird. Das ist nicht mal ein besonders beeindruckender Trick. Das wirkliche Leben jedoch läuft ganz anders.

Das ist (wieder) einer der Trillion und zwei Gründe warum ich absolut gegen diesen Online-Zenmeister-Kram bin. Es ist so einfach die Rolle von Super-Meditation-Mann in einem Skype-Interview zu spielen, wo du nicht das Chaos im Zimmer dieses Typen sehen kannst, das gerade so nicht in der Kamera zu sehen ist (wörtlich und im übertragenen Sinne gemeint), wo du nicht zu sehen bekommst wie dein Lehrer sich verhält wenn er zwei Stunden auf der Autobahn im Stau steht, wo du nicht seine Knoblauchfahne riechen kannst.

Bäh

Wie auch immer, letzten Abend ging ich aus, aß belgische Pommes im East Village und alles wurde viel besser.


Philadelphia Freedom* und Nishijima Artikel


Dienstag, 16. November 2010


Hier bin ich am Philadelphia International Airport mit einer Stunde Zeit bis mein doppelt verlegter Flug zurück nach Montreal geht. Ich hatte einen weiteren Tag in Los Angeles nachdem der erste Flug den ich gebucht hatte sich verzögerte, so dass ich meinen Anschlussflug verpassen würde. Jetzt wurde mein Anschlussflug nach Montreal abgesagt und ich wurde in einen anderen geschoben. Das ist der Grund warum ich weniger reisen sollte!

Ich habe mir einige der Kommentare angesehen, und ich möchte alle Leute auf eine Website hinweisen die seit Urzeiten auf diesem Blog verlinkt ist, aber einigen Leuten die hier kommentieren entgangen zu sein scheint:

Lectures and Articles by Nishijima Roshi [Lehrvorträge und Artikel von Nishijima Roshi]

Einer der Kommentare unter dem letzten Beitrag hier bezog sich offensichtlich auf Nishijimas “sehr persönliche und spezielle interpretation Dogens”. Ich nehme an er meint Nishijimas Idee der vierfachen logischen Struktur des Shobogenzo. Diese Art Dogen zu lesen ist nicht einfach nur eine persönliche Vorliebe, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit mit dem Text. Nishijima hat eine sehr detaillierte Erklärung seiner Art das Shobogenzo zu lesen geschrieben, die als Gratisdownload hier verfügbar ist:

Understanding Shobogenzo [Zum Verständnis des Shobogenzo]

Ein anderer Kommentar sagt etwas in der Richtung Nishijima sei „der ANS [Autonomes NervenSystem] /vier Perspektiven- Sonderling“. Nishijimas Ideen zum ANS werden hier besprochen:

Buddhism and the Autonomic Nervous System [Buddhismus und das Autonome Nervensystem]

Ich finde diese Ideen keinesfalls “sonderbar”. Er versucht, die Sprache der Wissenschaft zu benutzen, anstatt einer mystischen, um die Auswirkungen der Zazen-Praxis zu erklären. Er behauptet nicht, ein Neurologe oder auch nur ein Experte für die Funktionsweise des ANS zu sein. Das stellt er gleich im ersten Absatz mit aller Deutlichkeit klar. Aber er findet diese Art der Erklärung, wie Zazen funktioniert viel nützlicher als die ältere, mystischer klingende Sprache.

Es ist leicht, das Gesamtwerk von jemandem in ein paar rausgepickte Wörter zu pressen und es dadurch komplett zurückzuweisen. D[aisetz]. T. Suzuki hat das getan, als er über Dogen schrieb. Das widerfährt den Besten und wird oft von Leuten begangen, die beeindruckende Referenzen haben.

Ich wollte nur jedem Interessiertem die Chance geben, Nishijimas eigene Worte mal selbst auszuchecken. Die meisten Artikel auf der oben verlinkten Seite sind kurz und einfach zu lesen.



* Anm. d. Red.: „Philadelphia Freedom“ [Philadelphia Freiheit] ist eine Anspielung auf ein Song (1975) von Elton John, welches mittlerweile als eine Art Hymne der Stadt in Bezug auf ihre Freiheitsliebe und historischen Einflüsse im Land angesehen wird.


結跏趺坐 oder warum das neue Shobogenzo die zweitbeste Übersetzung ist

Dienstag, 09 November 2010

Vorab etwas Logistisches. Solltest du in Los Angeles sein hast du eine weitere Chance mich Reden zu hören. Morgen (Sonntag 14. Nov. 2010) werde ich im Bodhi Tree bookstore 8585 Melrose Avenue West Hollywood, CA, USA um 19 Uhr einen Vortrag halten.

Die Leute von der Dogen Sangha Los Angeles haben ein paar Videos von mir zusammengeschnitten und haben sie auf dem Dogen Sangha Los Angeles YouTube Kanal hochgeladen. Da kommen demnächst noch mehr dazu.

Mein neuestes Buch Sex, Sin, and Zen: A Buddhist Exploration of Sex from Celibacy to Polyamory and Everything in Between ist von einer Webseite namens Religious Bulletin zum religiösen Buch mit der schlechtesten Einbandgestaltung nominiert worden. Juhu! Hoffentlich gewinne ich, weil dann kann ich „Preisgekrönter Autor“ auf mein nächstes Buch drucken lassen.

Soeben habe ich einen neuen Artikel auf dem Suicide Girls' Safe For Work Blog veröffentlicht. Er heißt Desire und du kannst es finden in dem du auf das Wort „Desire“ in diesem Satz hier klickst.

Und wo wir gerade von Suicide Girls reden, ich werde morgen nacht in ihrer Radio-Show sein. Für mehr Einzelheiten dazu klick genau hier!

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Letztes Wochenende war ich im San Francisco Zen Center (SFZC) um an einem Event zur Feier der Veröffentlichung von Kazuaki Tanahashi's Übersetzung der kompletten 95 Kapitel des Shobogenzo teilzunehmen.

Wenn du sehen möchtest was ich dort gesagt habe gehe zu diesem Link und spule vor zu 36:26 min.

Diese neue englischsprachige Ausgabe des Shobogenzo ist im Wesentlichen die San Francisco Zen Center Edition des Shobogenzo. Sie besitzen die Urheberrechte, sie stellten den größten Teil der Finanzierung für das Projekt und 32 Priester vom SFZC fungierten als Co-Übersetzer von dem jeder im Schnitt ein bis drei Kapitel bearbeitet hat.

Natürlich wurde während der Feierlichkeiten an diesem Wochenende von einigen behauptet dies sei die beste englische Übersetzung des Shobogenzo. Und selbstverständlich behaupteten diejenigen die an anderen englischen Übersetzungen mitgearbeitet haben oder, wie in meinem Fall, mit den Übersetzern assoziiert sind, dass unsere die Beste sei. Es wurde zu etwas wie ein Running Gag. Wenn du das Video von meinem Vortrag am Samstag schaust, siehst du mein Beitrag zu diesem Gag. Ich war die Vierte oder Fünfte Person die diesen Witz an diesem Tag brachte. Aber es war eigentlich kein Witz.

Zu einem bestimmten Zeitpunkt sagte Kaz das jede Übersetzung auf ihre Art die Beste sei. Jede liefere einmalige und wertvolle Perspektiven. Eine sehr diplomatische Stellungnahme! Und wahr. Ich bin mir sicher er hat es genau so gemeint.

Ich habe bisher noch nicht viel vom Tanahashi Shobogenzo gelesen. Ich habe ein paar Kapitel gelesen als ich den Sommer über in Tassajara war und ein paar weitere seit ich mir eine Ausgabe gekauft habe (150 Dollar, autsch! Und das war mit einem Rabatt!). Ich bin kein Experte darin so wie mit der Nishijima/Cross Ausgabe, welche ich mindestens vier mal von Vorne bis Hinten durchgelesen habe und meine Lieblingsteile vielleicht ein dutzend mal oder mehr über die ich ja selber ein Buch verfasst habe (siehe Link unten). Jedoch würde ich selbst bei dieser Ausgabe in Verlegenheit geraten, wenn ich nach Kapitel und Vers zitieren soll.

Dennoch fühle ich mich sicher wenn ich behaupte, dass Tanahashi Shobogenzo ist die zweitbeste erhältliche Version, nach der von Gudo Wafu Nishijima und Chodo Cross, welche immer die Beste sein wird (was ein großes Lob ist von jemandem der so wählerisch ist wie ich, was auch immer das wert sein mag). Ich bin vertraut mit früheren Versionen von Tanahashis Übersetzungen die in Büchern wie „Moon In a Dewdrop“ und „Enlightenment Unfolds“ erschienen sind. In den paar Jahren in denen es schwierig war eine Kopie der Nishijima/Cross Ausgabe zu bekommen habe ich desöfteren die Tanahashi Bücher empfohlen. Ich fühlte, dass sie dem Original am Nächsten waren. Jetzt findet man die Nishijima/Cross Version leicht online (Links siehe unten).

Der Hauptgrund der die Nishjima/Cross Version zur besten macht, ist weil sie das original japanische Shobogenzo so treu wiedergibt dass es schon fast zu viel ist. Selbst Dogens seltsame Wortreihenfolge wurde so weit möglich erhalten. Dies bedeutet es verliert einiges in Sachen Lesbarkeit. Aber nun, das ist auch so in Dogens Original. So sollte es auch sein. Es war nie dazu gedacht leicht zu lesen zu sein.

Der andere große Vorteil der Nishijima/Cross Ausgabe sind die umfangreichen Fußnoten auf jeder Seite. Alle obskuren Referenzen Dogens auf altertümliche chinesische Schriften werden zur Verfügung gestellt. Und jedes mal wenn ein japanisches Wort auf eine Weise übersetzt wurde die fraglich sein mag, wurde das ursprünglich japanisch Geschriebene als Fußnote vermerkt.

Diese zwei Faktoren machen diese zu einer Ausgabe des Shobogenzo, das für jemanden der Englisch aber kein Japanisch lesen kann nah dran ist an einer Zauberbrille die es einem ermöglicht das japanische Original zu lesen. Niemand wird es jemals schaffen es auf diese Weise zu tun bis zu dem Tag an dem die englische Sprache selbst sich so verändert, dass diese Version deswegen veraltet sein wird. Entschuldigung. Es ist unmöglich.

Ein Bereich in dem die Tanahashi Version ganz klar überlegen ist, ist in Bezug auf Poesie. Ich muss gestehen, die Nishijima/Cross Ausgabe ist da höllisch schwerfällig. Es opfert einiges der Schönheit des Originals indem es versucht eine sehr grundlegende wortwörtliche Übersetzung durchzuziehen. Tanahashi und sein Co-Übersetzer haben Enormes geleistet in dem sie eine englische Version gemacht haben die singt wie das Original.

Der Grund weswegen ich meine, dass die Tanahashi Edition insgesamt nicht ganz so gut ist bezieht sich auf viele Aspekte dessen wenn man etwas so Persönliches und Intimes wie Zen in einer so großen Institution wie dem SFZC zu studieren versucht. Du kannst die Gründe weswegen ich denke, dass diese Ausgabe nur die zweitbeste ist herausschälen in dem du die Art betrachtest die Sie gewählt haben um das japanische Komposit 結跏趺坐 (kekka fuza) zu übersetzen.

結跏趺坐 (kekka fuza) hat eine klare und absolut unmissverständliche Bedeutung im Englischen. Es bedeutet im Lotussitz zu sitzen (voll, halb oder viertel). Es gibt keine andere mögliche Interpretation. Also reden wir hier nicht von einem Wort welches Nuancen besitzt über die sich Übersetzer streiten könnten. Es ist ein korrektes Substantiv mit einem festgelegten englischen Äquivalent. Das Wort findet im Shobogenzo häufig als Synonym für Zazen Verwendung.

Während der Präsentationen am Montag in Green Gulch hat irgendwer (ich glaube es war Kaz selbst, aber ich bin mir ein wenig unsicher – es ist wahrscheinlich irgendwo in dem Video das ich oben verlinkt habe) etwas darüber erklärt wie die Übersetzung durchgeführt wurde an dem Beispiel wie sie sich entschlossen haben dieses Wort zu übersetzen.

Offensichtlich haben sie es ursprünglich als „mit gekreuzten Beinen sitzen“ übersetzt, was gut ist. Ich glaube das ist die Formulierung die die Nishijima/Cross Version benutzt. Jedoch entstand einiges Gerede im SFZC das bestimmte Leser vielleicht nicht im Stande sind die Lotushaltung einzunehmen und deswegen von so einer Übersetzung abgeschreckt wären. Nach einiger Diskussion wurde beschlossen das 結跏趺坐 (kekka fuza) als „in Meditation sitzend“ übersetzt wird um diejenigen die nicht in der Lotushaltung sitzen können das Gefühl zu vermitteln sie seien eingeschlossen in Dogens Botschaft.

Ich gestehe, dass dies kein massiver Fehler ist. In Wirklichkeit ist es so ziemlich dasselbe. Es verzerrt Dogens Botschaft nicht wesentlich. Aber es verzerrt sie doch.

Es geht mir weniger um die minimale Verzerrung der Botschaft als viel mehr um die Gründe warum die Herausgeber beschlossen Dogens Botschaft zu verändern.

Sie haben es verändert weil sie fühlten, dass die eigentliche Bedeutung des Ausdrucks die Attraktivität des Buches einschränken könnte. Sie veränderten es auf Grund einer Komitee- Entscheidung.

Die Sache mit der Lotushaltung in Dogens Lehre ist eine über die viele Leute leidenschaftlich streiten. Aber Dogen ist da ziemlich kompromisslos. Im Fukanzazengi (Allgemeine Richtlinien für Zazen) erlaubt er den vollen oder den halben Lotus und das war's. Mein eigener Lehrer Gudo Nishijima erweitert die Bedeutung des halb Lotus dahingehend, dass es das im Westen allgemein als viertel Lotus oder „burmesische Haltung“ bekannte einschließt. Aber Dogen sagt nichts über den Gebrauch von Seiza- Bänkchen oder Stühlen oder über die unzähligen anderen möglichen Sitzhaltungen, denen man in Zen-Zentren in Amerika oder Europa heute begegnet.

Ich musste mir selbst schon einiges anhören weil ich so ein Pedant bin in Sachen Haltung. Aber hier ist ein kleines Geheimnis. Jedesmal wenn jemand zu mir unter vier Augen kommt und mir zeigt, dass er wirklich und wahrhaftig keinen vollen, halben oder viertel Lotus (inkl. Burmesischen) kann, probiere ich immer mit ihnen irgend eine andere Möglichkeit zu erarbeiten. Ich verwette meinen Hintern darauf, dass selbst Meister Dogen dasselbe in der Situation getan hätte. Doch in der Öffentlichkeit rede ich nicht über andere Haltungen.

Der Grund weswegen ich niemals in der Öffentlichkeit über Zazen auf einem Stuhl oder Seiza Bänkchen oder sonstwas rede ist, dass es den Anschein hat, dass sowie man anmerkt, dass es die Möglichkeit gibt solche Dinge zu benutzen sofort die Hälfte der körperlich Geeigneten losflitzen um sich einen Stuhl zu holen damit sie es etwas bequemer haben. Aber im Zazen geht es nicht um Bequemlichkeit. Tatsächlich ist Zazen ohne ein wenig Unbequemlichkeit kein Zazen.

Wie dem auch sei, diese Änderung ist nur eine von mehreren in dem Buch welche diese Einstellung widerspiegeln. Bei einer anderen Gelegenheit wurde Dogens Ausspruch „der königliche Bodhi-Baum“ verändert zu „der glorreiche Bodhi-Baum“ um weniger sexistisch zu erscheinen. Ich bin mir sicher, dass weitere solche Änderungen reichlich vorhanden sind. Sie verändern die grundlegende Bedeutung Dogens Prosa nicht wirklich, doch verändern tun sie sie, und zwar aus Gründen die mir etwas lächerlich erscheinen.

So etwas passiert wenn ein Komitee mit dabei ist. Gudo Nishijima und Mike Cross hatten solche Probleme nicht. Es waren nur zwei Leute in die wesentliche Übersetzung involviert und drei oder vier andere beim Lektorat.

Was hier mit der neuen Ausgabe des Shobogenzo passiert ist, ist zudem lehrreich beim Verständnis des Unterschiedes ob Zen in einer großen Institution studiert wird oder in einer überschaubaren Umgebung. Ich bin ein großer Fan des San Francisco Zen Center. Ich mag was sie leisten und ich freue mich sie zu unterstützen. Oftmals empfehle ich Leuten zum SFZC, Tassajara und Green Gulch zu gehen. Es sind gute Orte. Dort sind gute Leute.

Aber die Wahrheit ist, wären das SFZC und vergleichbare Institutionen die einzigen Orte gewesen von denen ich wusste, dass man dort Zen studieren kann, hätte ich wahrscheinlich höchstens ein Jahr durchgehalten. Das ist nicht meine Art von Szene.

Ist der eine Weg besser und der andere schlechter? Ich kann nur für mich selbst reden. Ich empfinde die Nishijima/Cross Ausgabe des Shobogenzo als die Beste. Das bedeutet nicht, dass ich jede andere Ausgabe hasse. Aber nur eine Ausgabe kann die beste sein. Insofern es Lehrstile betrifft bin ich mit der Form des Zen gegangen die für mich am besten geeignet schien. Hätte ich empfunden, dass es nicht zu mir gepasst hätte, wäre ich woanders hingegangen.

Nur um an dieser Stelle absolut klar zu sein, die Kazuaki Tanahashi Übersetzung des Shobogenzo ist eine herausragende Leistung. Hier ist ein guter Artikel wie das Ganze zu Stande kam. Es ist eine wirklich, wirklich herausragende Übersetzung. Ich kann es nur mit Nachdruck empfehlen. Ich habe $150,- für meine Kopie ausgegeben und ich kann mir heutzutage solche Sachen eigentlich nicht erlauben. Ich habe es getan weil ich es echt gut finde.

Aber es ist trotzdem nicht die Beste!

LINKS

Sit Down and Shut Up: Punk Rock Commentaries on Buddha, God, Truth, Sex, Death, and Dogen's Treasury of the Right Dharma Eye von Brad Warner

Master Dogen's Shobogenzo Book 1 übersetzt von Gudo Nishijima und Chodo Cross

Master Dogen's Shobogenzo Book 2 übersetzt von Gudo Nishijima und Chodo Cross

Master Dogen's Shobogenzo, Book 3 übersetzt von Gudo Nishijima und Chodo Cross

Master Dogen's Shobogenzo, Book 4 übersetzt von Gudo Nishijima und Chodo Cross

Enlightenment Unfolds von Dogen, übersetzt von Kazuaki Tanahashi

Moon in a Dewdrop: Writings of Zen Master Dogen übersetzt von Kazuaki Tanahashi

Treasury of the True Dharma Eye: Zen Master Dogen's Shobo Genzo übersetzt von Kazuaki Tanahashi

Free digital download of the Nishjima/Cross edition of Shobogenzo in PDF format



Nicht wirklich über letzte Nacht


Sonntag, 07. November 2010

Ich werde demnächst etwas über das Dogen Translation Forum [Dogen Übersetzungsforum] veröffentlichen, aber fürs Erste findet ihr hier etwas aus einer wirklich einmaligen und interessanten Perspektive.

Auch werden die Sachen die ich gestern gemacht habe demnächst archiviert. Ich werde versuchen die URL dafür bald zu bekommen.

Nach San Francisco mache ich mich auf nach Los Angeles wo ich eine Busladung Auftritte habe.


9. November 2010 (Di) 19 Uhr - Hill Street Center 237 Hill St., Santa Monica, CA 90405

10. November 2010 (Mi) 7 Uhr (Ja, das ist 7 Uhr Morgens!) Dharma Zen Center 1025 S Cloverdale Ave Los Angeles, CA 90019-6733

10. November 2010 (Mi) 19:30 Uhr - Against The Stream 4300 Melrose Ave. Los Angeles, CA

12. November 2010 (Fri) – 19 Uhr - An Lac Buddhist Temple 901, S.Saticoy Avenue Ventura, CA 93004. $2 Spende.

14. November 2010 (Son) 19 Uhr - Bodhi Tree Bookstore 8585 Melrose Ave., Los Angeles, CA



Freitag, 19. November 2010

Samstag live im Web


Mittwoch, 03. November 2010


Kommenden Samstag, 06. November um 16 Uhr PST [=Pacific Standard Time, d. h. die Zeitzone der US-Westküste] werde ich einen Vortrag halten im Zen Translation Forum [Zen Übersetzungsforum] des San Francisco Zen Center als Teil eines Programms mit dem Titel „Dogen: Lost and Found in Translation“ [wörtlich „Dogen: Verloren und wiedergefunden in der Übersetzung“; Anspielung auf „Lost in Translation“, der Titel eines Films]. Das Programm wird im Internet live gesendet beginnend um 14 Uhr PST mit einer Einführung von Steve Stuckey, Abt des San Francisco Zen Center.

Die URL für die Live-Übertragung ist http://www.livestream.com/sfzc. Der Live-Stream wird ebenfalls Präsentationen von Mel Weitsmann, Abt des Berkley Zen Center und eine Podiumsdiskussion geführt von Steven Heine mit William Bodiford, Taigen Dan Leighton and Susan Moon beinhalten. Es wird weiter Präsentationen durch Frederike Bossevain, Gaelyn Godwin vom Houston Zen Center, Chozen und Hogen Bays und eine Live-Kalligrafie-Auktion von Kazuaki Tanahashi geben.

Es sollte spaßig werden. Meine Präsentation hat den Titel „Dogen für Punks“. Es sollte aus all dem ernsten, gelehrten Kram herausstechen wie ein bunter Hund.

Sie werden versuchen das ganze für Fragen aus dem Online-Publikum zu öffnen. Also versuch dein Glück und guck ob du durch kommst. Mein Vortrag wird recht kurz sein, also empfehle ich euch eure Kommentare rechtzeitig einzusenden.

Im Anschluss an San Francisco fahre ich gen Süden nach Los Angeles wo ich eine Busladung Auftritte habe.

9. November 2010 (Di) 19 Uhr - Hill Street Center 237 Hill St., Santa Monica, CA 90405

• 10. November 2010 (Mi) 7 Uhr (Ja, das ist 7 Uhr Morgens!) Dharma Zen Center 1025 S Cloverdale Ave Los Angeles, CA 90019-6733

10. November 2010 (Mi) 19:30 Uhr - Against The Stream 4300 Melrose Ave. Los Angeles, CA

12. November 2010 (Fri) – 19 Uhr - An Lac Buddhist Temple 901, S.Saticoy Avenue Ventura, CA 93004. $2 Spende.

14. November 2010 (Son) 19 Uhr - Bodhi Tree Bookstore 8585 Melrose Ave., Los Angeles, CA


Jetzt wo du bescheid weißt gibt es keine Ausrede eins zu verpassen!

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Oftmals wenn ich zu einem Publikum über Zen spreche, welches zum größten Teil aus Leuten besteht die gar nichts über Zen wissen, muss ich mich mit tiefsitzenden Missverständnissen bezüglich Zen befassen. Gerade letzte Woche habe ich einen Vortrag gehalten in dem ich kein einziges mal das Konzept des Nicht-Anhaftens angesprochen habe. Als ich angefangen habe Fragen zu beantworten sagte ein Typ „Du redest von Bindungslosigkeit und ich stimme nicht zu, dass Menschen versuchen sollten distanziert und ungebunden zu sein ohne persönliche Beziehungen. Ich denke persönliche Beziehungen, selbst sexueller Natur, können sehr förderliche Dinge sein die jeder Mensch braucht, usw., usw.“

Wenn du meine Meinung zu diesem Thema wissen willst, ich habe dem ein Kapitel meines neuen Buches Sex, Sin, and Zen: A Buddhist Exploration of Sex from Celibacy to Polyamory and Everything in Between gewidmet. Aber jeder von euch der irgendwas gelesen hat was ich geschrieben habe weiß sicherlich, dass ich nicht nur hier rum sitze und versuche die Leute dazu zu bewegen ihre sämtlichen persönlichen Beziehungen aufzugeben. Und solltest du nur die Amazon-Beschreibung meines Buches gelesen haben, weißt du mit Sicherheit, dass ich den Leuten nicht sage sie sollen Sex aufgeben!

Der Punkt den ich hier versuche zu setzen ist, dass obwohl ich nichts darüber gesagt habe eine distanzierte, losgelöste Einstellung zu haben, dieser Typ der wohl ein paar Sachen über Zen gehört hatte annahm, dass es sich alles ums Ungebundensein dreht und dauernd bei mir nach dem was er vermeintlich in meiner Rede wahrnahm nachhakte. Obwohl das Thema gar nicht aufkam hörte er alles was von mir kam durch diesen Filter.

Es ist interessant wie das passiert und es wird wahrscheinlich meine Lebensaufgabe all die Missverständnisse bezüglich der Zenpraxis denen ich begegne zu entwirren. Gerade die Tage ist mir ein Buch untergekommen in dem es hieß „Sicherlich hatte Buddha Recht, dass die Liebe die Quelle von Schmerz und Elend, Leiden und Verzweifelung ist. Er lehrte ebenfalls, dass das Leben und die Liebe nicht der Mühe wert wären.“ Au weia!

Nicht das ich der Superschlaue wäre der das ganze A und O des Zen kennen würde. Aber einige der Missverständnisse da draußen sind so gewaltig und tief! Gelegentlich führen diese Missverständnisse sogar die Menschen dazu zu glauben sie könnten Erleuchtung in einer Stunde erreichen...

Hier gibt es ein Lied darüber:

All Is One


Siehste! Ich wusste sogar mal wie man einen Schlagzeugcomputer programmiert!

Einfach ein paar Beobachtungen für den Augenblick. Sehe dich dieses Wochenende im Internet!


“Sex at Dawn”-Kritik und Podcast


Montag, 01. November 2010


Als erstes gibt es hier ein neues Podcast-Interview das ich gemacht habe:

http://darrenmain.libsyn.com/sex-sin-zen


Ich habe auch etwas Neues bei Suicide Girls (SG). Es ist hier: http://suicidegirlsblog.com/blog/hardcore-zen-sex-at-dawn/. Es ist eine Rezension des neuen Buches Sex at Dawn: The Prehistoric Origins of Modern Sexuality. Ich werde dem etwas Zeit geben drüben bei SG bevor ich das kommentiere. Aber ich finde, dass es ein paar weitere Sachen zu dem Buch zu sagen gibt.

Die neue SG Blog-Seite soll zum Ansehen am Arbeitsplatz geeignet sein und ist für jeden frei zugänglich.

Das war's für jetzt. Ich werde mehr zu diesem Thema in den nächsten 1-2 Tagen schreiben.OH! Und falls du in San Francisco oder Los Angeles bist, ich werde in den nächsten paar Wochen eine ganze Busladung Vorträge und anderer Dinge da machen. Gehe zu http://web.me.com/doubtboy/Site/BookTour_2010.html für die Einzelheiten. Ich seh’ dich dort!


Ist es “zen-mäßig”, dem Opfer die Schuld zu geben?

Samstag, 30. Oktober 2010

Ein anonymer Kommentator auf diesem Blog sagte:

Du solltest Menschen nicht als Opfer sehen, denn die Opfer sind diejenigen die Schuld haben. Ich schätze man könnte sagen, dass sie es wollten oder gebraucht haben missbraucht zu werden. Wie auch immer, diese Kontroverse scheint nicht die Zeit, Mühe und Energie zu wert zu sein die Brad ihr widmen müsste um sich überhaupt eine Meinung bilden zu können. Der Typ hat T-Shirts zu verticken.”

Dies war die Antwort auf meine Antwort zu Kommentaren bezüglich Anschuldigungen gegen einen bestimmten Zen-Lehrer. Er ist im Kommentarbereich namentlich erwähnt. Ich werde ihn aber hier nicht benennen. Im Kern habe ich gesagt, dass ich das Gefühl hatte die Angelegenheit wäre die Zeit, Aufwand und Energie nicht wert die ich ihr widmen müsste um ihr soweit auf den Grund zu gehen, dass ich mir eine Meinung bilden könnte. Es bedürfte einer Menge detektivischer Arbeit um einen Sinn darin zu finden wer was und warum gemacht hat inmitten der Gerüchteküche, die mir im Augenblick als Informationsquelle zur Verfügung steht. Ich habe die Meinung geäußert, dass es eine “Käufer, sei wachsam!”-Situation darstellt wenn du mit irgendeinem spirituellen Lehrer zu arbeiten beginnst. Selbst wenn ich herausknobeln sollte was meiner Meinung nach in diesem Fall wirklich passiert ist und meine Meinung dazu kundtun würde, würde das nicht viel Gutes tun. Nicht jeder hört mir zu und selbst wenn würde ich nur einen Typen auffliegen lassen. Ich habe weder die Zeit, die Energie noch die Neigung für die ganze Welt der spirituellen Meister Polizei zu spielen.

Ich habe einiges in meinen Büchern, auf diesem Blog und in Beiträgen die ich für verschiedene Magazine gemacht habe dazu geschrieben und auch in Interviews und öffentlichen Vorträgen darüber gesprochen, wie man daran geht die Minderheit der missbrauchenden Scharlatane zu entdecken die sich als Zen-Lehrer und sonstige Arten spiritueller Meister tarnen. Mein Freund Scott Edelstein hat gerade ein Buch mit dem Titel Sex and the Spiritual Teacher: Why It Happens, When It's a Problem, and What We All Can Do veröffentlicht. Das Buch wendet einiges an Energie auf um Probleme dieser Art anzusprechen und um zukünftige Schüler verstehen zu helfen wie man nicht in dieselben Fallen tappt wie es andere bereits getan haben.

Es ist eine Bewegung im Gange um eine Art Datenbank anerkannter Soto-Zen-Lehrer ins Leben zu rufen. Die Soto Zen Buddhist Association (SZBA) ist eine Gruppe die versucht ihre Mitglieder zu kontrollieren und die Schwindler auszusortieren. Ich gehöre der SZBA aus mehreren Gründen nicht an, eines davon wäre, dass ich denke, dass die Strategie eine Datenbank verlässlicher Lehrer anzulegen letztendlich scheitern muss. Man könnte annehmen, dass eines der Urziele der heiligen römisch-katholischen Kirche war eine Organisation zu gründen die sich selbst kontrollieren würde, damit jedes Mal wenn du deine Kinder in die Obhut der Mitglieder dieser Organisation gegeben hast du die Sicherheit hattest, dass irgendjemand verantwortlich wäre sollte irgendetwas schiefgehen. Wir wissen alle wie toll das funktioniert hat. Die SZBA scheint im Augenblick ganz gut zu sein, doch ist dies letztendlich ein von vornherein verlorenes Spiel*.

Alles was man wirklich machen kann ist allgemeine Begriffe zu benutzen. Ich benutzte die Phrase “Käufer sei wachsam” um das zum Ausdruck zu bringen. Es ist am besten seinen Bockmist-Detektor immer zu pflegen wenn man irgendeiner Art spirituellem Lehrer begegnet. Buddha selbst hat dies sogar im Kalama Sutra gesagt welches ich so oft zitiert habe das es weh tut.

Dieser Kommentar spricht allerdings einen weiteren, tieferen Aspekt an. Der Verfasser des Kommentars sagt, “die Opfer sind diejenigen die Schuld haben. Ich schätze man könnte sagen, dass sie es wollten oder gebraucht haben missbraucht zu werden.” Ich muss annehmen, dass er mir Standpunkte von denen er glaubt, dass ich sie geäußert habe, mir ins Gesicht zurückzuwerfen versucht. Aber er hat es nicht kapiert. Also versuche ich es nochmal.

Ich habe oft gesagt, dass was auch immer uns in diesem Leben widerfährt wir auf irgendeiner Ebene selbst gewollt oder gebraucht haben. Wenn ich das sage richte ich es ausschließlich nach innen, wende es auf mich selbst an. Ich betrachte niemals jemand anderes in einer beschissenen Situation und sage „Diese Person muss das gewollt haben.” Aber ich betrachte mich oft selbst in einer beschissenen Situation und frage mich „Auf welche Weise habe ich gewollt oder gebraucht, dass mir so was Beschissenes passiert?”

Die Strategie auf andere zu zeigen und zu sagen sie wollten was auch immer Furchtbares ihnen widerfahren ist bringt niemanden weiter. Ich rate dringend davon ab. Jeder wird dich hassen wenn du es laut sagst. Wenn du es nur zu dir selbst sagst wirst du am Ende selbstgefällig und herzlos rüberkommen und alle werden dich dann auch hassen. Also sage es nicht mal zu dir selbst, egal wie verlockend es sein mag. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Gehe nicht einfach drüber weg, bitte.

Aber wenn ich diese Perspektive auf mich selbst anwende wird mein Leiden einfacher zu verkraften. Ich entsinne mich an eines der ersten Begebenheiten als ich versuchte dieses Denken auf mich selbst anzuwenden. Es war in den frühen 90ern. Ich wurde brutalstens körperlich angegriffen von Leuten die ich nicht kannte aus Gründen die ich niemals herausfinden konnte. So weit ich das damals sagen konnte und heute rückblickend sagen kann war der Angriff absolut willkürlich. Und, so nebenbei, diese Typen haben definitiv versucht mich zu töten.

Ich werde hier nicht auf die ganze Geschichte eingehen. Vielleicht habe ich sie woanders erzählt, ich weiß es nicht. Wie auch immer, nach dem Angriff dachte ich für mich selbst, “Der Buddhismus lehrt, dass alles was uns im Leben widerfährt wir irgendwie gewollt haben, wie lässt sich das in diesem Fall anwenden?”

Man mag annehmen, dass diese Art des Denkens zu Schuldgefühlen führen würde und ich mich noch schlechter fühlen würde. Aber das passierte gar nicht. Als ich begann das so zu betrachten fühlte ich mich weniger wie ein hilfloses Opfer und viel mehr wie eine Person die aktiv etwas tun könnte um sein Leben zu verbessern. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich nicht wie ein Opfer der Umstände [victim of circumstance] und übernahm die Kontrolle über mein Schicksal. Hätte ich nicht begonnen so zu denken, würde ich vielleicht immer noch in Akron, Ohio leben und mich selbst bemitleiden.

Es ist mir auch egal ob diese Idee objektiv gesehen wahr ist oder nicht. Ich glaube sie ist wahr sonst würde ich sie nicht nutzen. Aber selbst wenn sich rausstellen sollte, dass ich falsch liege, diese Sichtweise war bisher so unglaublich hilfreich, dass ich sie trotzdem nicht aufgeben würde.

Obwohl ich niemals diese Denkweise auf andere anwende und sage „Ha! Sie wollten, dass diese schreckliche Sache passiert!” probiere ich diese Sichtweise anderen zu kommunizieren da sie mir so nützlich war. Gewiss liegt die Gefahr darin, dass das was ich sage von Menschen falsch interpretiert wird, so wie bei dem der den Kommentar geschrieben hat. Aber ich habe auch ganz klar gesehen, dass absolut alles was du sagst missverstanden werden kann und wird. Selbst wenn du ein Schweigegelübde ablegst, auch das kann und wird fehlinterpretiert werden. So ist das Leben.

Ich möchte mich auch bei dem Verfasser des Kommentars dafür bedanken, dass er auf die Verfügbarkeit einer stetig wachsenden Auswahl attraktiver T-Shirts hingewiesen hat welche von mir bei http://www.redbubble.com/people/bradwarner entworfen wurden. Hol dir deins heute!

Und solltest du in Montreal sein und mit mir darüber reden wollen gehe gegen 19 Uhr zu Chapters bookstore downtown wo ich Bücher signieren werde.



*Was nicht heißen soll, dass ich niemals der SZBA beitreten werde. Vielleicht eines Tages. Aber nicht weil sich meine Meinung zu diesem besonderen Punkt verändern würde.

Mittwoch, 3. November 2010

HARDCORE ZEN TOUR


Donnerstag, 28. Oktober 2010

Bevor ich es vergesse, ich habe einige neue T-Shirt-Designs auf Red Bubble hochgeladen. Du kannst sie dir mit einem Klick hier anschauen. Das Ultraman-Design wird es nicht lange geben. Wenn du darüber nachdenkst es dir zu holen solltest du es jetzt tun.

Als ich 2009 meine erste Reise nach Finnland machte wurde ich von einem Typen namens Sike Sillanpää (sprich es aus wie es geschrieben wird, falls du weißt wie man Sachen auf Finnisch ausspricht) begleitet und er hat daraus einen Film gemacht. Sike war ein interessanter Typ. Er sagte kaum etwas und es hatte den Anschein als ob er nicht zu essen brauchte. Wir witzelten immer, dass er von Sonnenschein und guter Stimmung lebte.

Ich mag seinen Film sehr. Es ist eine ehrliche Dokumentation dessen was auf der Tour passierte. Er hat das ganze Ding kürzlich bei YouTube reingestellt und mich gebeten euch nette Leute in Blogland ein Blick drauf werfen zu lassen. Also, hier ist es:


Dienstag, 2. November 2010

T-Shirts und weitere Fragen

Sonntag, 24. Oktober 2010

Erst einmal, für diejenigen unter euch die nach T-Shirts gefragt haben: Ich habe mich entschlossen eine Firma namens Red Bubble auszuprobieren und zu gucken wie das läuft. JAWOHL, ihr könnt jetzt mit einem Klick auf diesen Link T-Shirts und Hoodies bestellen! Juhu!

Ich habe zwei Designs hochgeladen die ihr als T-Shirts, Aufkleber oder Hoodies bekommen könnt. Solltest du etwas bestellen schreibe mir 'ne schnelle Email an askbradwarner@hotmail.com und lass mich wissen wie es ist.


ERSTE FRAGE FÜR HEUTE:

Ich möchte dich etwas zur Motivation meine Zazen-Praxis fortzusetzen fragen.

Ich sitze seit ungefähr 5 Jahre fast täglich Zazen und habe in letzter Zeit das Gefühl, dass es sehr einfach geworden ist. Witzigerweise ist es so, dass je einfacher es wurde desto schwieriger ließen sich Gründe finden meine Übung fortzusetzen. Ich meine am Anfang war es irgendwie cool wenn ich es geschafft hatte 20 Minuten die Wand anstarrend zu sitzen, aber nun finde ich es schwierig einen Beweggrund zu finden weiterzumachen. Ich habe mich nur gewundert ob du etwas Schlaues zu diesem Thema zu sagen hättest.

MEINE ANTWORT:

Diese ist eine der Fragen die ich mehr als alle anderen gestellt bekomme. Wie beginnt man mit der Zen-Praxis? Wie bleibe ich dran?

Für gewöhnlich endet es damit, dass die Fragenden nach Motivation suchen. Aber ich frage mich ob Motivation wirklich das ist was wir brauchen.

Der erklärte Zweck eines Dharmavortrages ist üblicherweise Ermunterung. Der Vortrag soll die Hörer mit der Motivation versorgen weiterzumachen mit dieser oftmals schwierigen und scheinbar fruchtlosen Übung. Wenn diese Dharmavorträge dann öfters – so wie meine es oft tun – Phrasen wie Kodo Sawakis berüchtigtes “Zazen ist für nichts gut!” beinhalten, dann bekommt man oft den Eindruck sie würden ihren Zweck verfehlen. Warum sollten wir mit etwas weitermachen wenn es für nichts gut ist?

Die einzige Art und Weise wie ich diese Frage beantworten kann, ist zu probieren rauszukriegen warum ich damit weiter mache. Ich nehme an, dass ich hierfür ein guter Testfall bin, denn ich habe diese sinnlose Übung über gut und gerne zwanzig Jahre durchgehalten und habe keine Absicht damit aufzuhören. Dennoch wundere ich mich des Öfteren darüber warum ich es tue, selbst während ich da auf einem zusammengerollten Handtuch mit dem Gesicht zur Wand irgendeines Hotelzimmers mitten in einem fremden Land sitze, während Sirenen draußen plärren oder Gebetsrufe aus der örtlichen Moschee meine Trommelfelle zerfetzen, nach frühem Aufwachen und dem Verschiebem des Frühstücks, nur um diesen Kram tun zu können.

Doch selbst während ich mich darüber wundere warum ich es tue, mache ich einfach weiter. Selbst wissend, dass es für nichts gut ist, sitze ich weiter. Bin ich ein Idiot? Vielleicht. Und womöglich ist es genau das was es braucht.

Ich habe mal Zazen gemacht weil ich eine Erleuchtungserfahrung haben wollte. Schlicht und einfach. Ich habe nicht mit dieser Motivation begonnen, aber ziemlich bald nach dem ich mit Zazen angefangen hatte las ich Philip Kapleaus Drei Pfeiler des Zen mit seinen umwerfenden Beschreibungen von echten Erleuchtungserfahrungen und so was wollte ich auch. Es zeigte sich, dass dies eine miserable Motivation ist weil es einfach nicht passierte. Und so gab ich es auf.

Erst als ich mit Zazen aufhörte entdeckte ich die einzige Form von Motivation die wirklich je funktionierte. Ganz einfach, ich fühlte mich scheiße wenn ich mit dem Zazen aufhörte. Die ersten paar Mal als ich mit der Übung aufhörte habe ich nicht wirklich verstanden warum ich mich so beschissen fühlte. Dann als ich wieder anfing, wurde alles ein wenig besser. Es war keine gewaltige Verbesserung. Aber es war besser als wenn ich es nicht machte. Also kehrte ich zur Übung zurück.

Ich habe dies öfter gesagt als ich es zählen kann und bin mir sicher, dass es in der einen oder anderen Form in den meisten meiner Bücher steht. Und ich weiß, dass es auch schon einige Male in diesem Blog stand. Doch die Leute fragen mich immer noch nach Motivation...

Ich kann ein paar Sachen sagen die vielleicht helfen. Das Eine ist, es wird besser. Es sind wirklich Momente der Einsicht und Transzendenz zu haben. Du kannst durch einigen Müll durchbrechen, der dich bisher zurückgehalten hat. Vielleicht hast du sogar eine dieser so genannten “Erleuchtungserfahrungen”.

Ich bestehe nicht darauf, dass diese Dinge nicht passieren. Sie tun es. Und sie haben einen gewissen Wert. Sicher. Doch wie ich sagte, Erleuchtung ist für Weicheier. Es ist nicht der Sinn der Praxis. Es ist nicht das Ziel.

Letztendlich müssen wir uns alle unsere eigene Motivation liefern. Was mich motiviert mag für dich nicht funktionieren. Hoffentlich wird dies dir helfen deine eigene zu finden.


FRAGE #2:

Du bemerkst, dass du deinen Geist auf nichts Bestimmtes fokussierst, du lässt deine Aufmerktsamkeit dahin gehen wo sie hin geht, aber du achtest darauf, dass deine Haltung korrekt ist.

Es ist meine Erfahrung, dass jeder Lehrer die Haltung beim Zazen leicht unterschiedlich lehrt. Die Handrücken ruhen auf den Oberschenkeln, die Hände so, dass die kleinen Finger auf dem Bauch knapp unterhalb des Nabels ruhen, wäre ein Beispiel.

Aber nun kommt die richtige Frage: Wenn Zazen “aufsteht und umhergeht” wie Kobun Chino Otogawa behauptet dass es das gelegentlich tut, wie stellst du sicher das die Haltung korrekt ist?

ANTWORT #2:

Dies werde ich ebenfalls häufig gefragt. Eine beliebte Variation ist: Wie bewahre ich den Zazen-Geist wenn ich nicht auf dem Kissen sitze? Und wieder kann ich nur aus meiner eigenen Erfahrung antworten.

Ich habe früher an solchen Sachen gearbeitet. Als ich anfing zu sitzen hatte ich einen Teilzeitjob als Briefträger. Wenn ich meine Routen ging achtete ich also auf die Gefühlsempfindungen, darauf, dass ich meinen Rücken gerade hielt und meine Brust öffnete während ich ging und auf die Farbe des Himmels und die Geräusche um mich herum. Solche Sachen. Ich las davon in einem Buch, glaube ich. Wahrscheinlich kein Zen-Buch.

Heutzutage mache ich das nicht wirklich. Beziehungsweise mache ich das nicht bewusst. Vielleicht habe ich das verinnerlicht und zur Gewohnheit gemacht. Ich weiß es nicht.

Ab einem gewissen Punkt, vielleicht nach einem Jahrzehnt oder so der Übung bemerkte ich etwas Sonderbares. Farben waren intensiver geworden, Klänge schärfer, mein Sehen irgendwie klarer, meine Sinne irgendwie erweitert. Es war als wurde ein großer Schleier schwarzer Gaze [sehr feinmaschiges Gewebe] der meinen ganzen Körper umwickelte entfernt und ich könnte nun die Dinge direkter sehen und erfahren. Das einzige andere Mal, dass ich so etwas Ähnliches gefühlt habe war als ich auf LSD war.

Was hatte das passieren lassen? Ich weiß es nicht. Über zehn Jahre Zazen jeden Morgen und Abend sowie massenhaft mehrtägige Zen-Retreats hatten sicherlich irgendwas damit zu tun. Aber es war nicht so das ich mich zu dieser Erfahrung angetrieben hätte.

Heutzutage fühle ich mich nicht richtig wenn ich mich in einen Sessel oder ein Sofa versinken lasse. Vor ein paar Jahren habe ich mein Sofa im Wohnzimmer (als ich ein Wohnzimmer hatte, welch Luxus!) abgeschafft weil ich es nicht mehr ertragen konnte darauf zu sitzen. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Ich tauschte das Sofa gegen ein paar Kissen auf dem Fußboden.

Gerade jetzt sitze ich in einem Coffee Shop (Shaika, auf Sherbrooke in Montreals NDG Bezirk) und ich lehne mich nicht an den Stuhl weil wenn ich das tue fühlt es sich zu lasch und unkonzentriert an. Wenn ich Auto fahre stelle ich mir die Lehne des Sitzes fast ganz senkrecht, sonst fühle ich mich so als wäre ich nur halb wach.

Also wie bewahrt man sich den Zengeist während man etwas anderes macht? Genauso wie wenn du Zazen selbst machst, wenn du merkst, dass du wegdriftest kehre zurück zur richtigen Haltung. Wenn du merkst, dass du schon wieder wegdriftest, mache es wieder. Nach einer Weile wird dies zu einer neuen Gewohnheit und du wirst nicht mehr viel darüber nachdenken müssen.

In seinem Kommentar zum Herz-Sutra sagte Dogen: „Es gibt vier Fälle von Prajna die sich täglich ereignen; Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen.” Prajna ist intuitive Weisheit. Also war für Dogen das ganze Leben Weisheit, alles war Zazen. Ob wir das bemerken oder nicht ist nicht so wichtig.

Gut? Gut.


Jetzt gehe ich was Anderes machen!

Schicke deine Fragen an: askbradwarner@hotmail.com

Montag, 1. November 2010

Ein paar Fragen


Dienstag, 19. Oktober 2010

Ich spreche heute live zu euch aus einer rustikalen Hütte in Spencertown, New York, ungefähr zweieinhalb Stunden Autofahrt nördlich von New York City mitten in der weiten Wildnis zwischen New York und Montreal.

Es ist unglaublich wie plötzlich alle Anzeichen menschlicher Zivilisation komplett verschwinden sobald man außerhalb von New York City ist. Nun, gut. Vielleicht nicht komplett. Aber es ist schon ein massiver Kontrast. Ungefähr eineinhalb Stunden aus der Stadt raus musste ich pinkeln wie verrückt. Ich fuhr auf der Taconic State Schnellstraße und ich schwöre bei Gott es ließen sich nicht mal Tankstellen dort finden. Wo waren sie alle abgeblieben? Wo bekommen die Leute, die die Taconic Schnellstrasse runterfahren Benzin her? Was ist überhaupt ein Taconic? Ist das ein Zustand der Schnellstraße? „Es tut mir Leid meine Dame, aber ich fürchte ihre Schnellstrasse ist taconisch“.

Wie auch immer, ihr seht, dass Sock Monkey [Sockenaffe] hier bei mir ist. Er hat sich während ich in New York war aus dem Staub gemacht. Scheinbar – und diejenigen die ihn fanden erzählten mir das, ich habe es nicht erfunden – war er dabei einen mechanischen Bullen zu reiten. Was für ein wilder Affe! Ich habe ihn für ungefähr drei Tage verloren und war tatsächlich ziemlich traurig darüber. Ich bin mir dessen durchaus bewusst, dass er ein lebloser Gegenstand ist. Sogar Sock Monkey selbst gibt das zu. Doch es ist schon seltsam wie man an einem Stoffier hängen kann besonders wenn man so viel mit ihm gereist ist.

Ich kehre zurück nach Montreal nach fünf Tagen in New York, wo ich eine Büchersignierstunde und ein zweitägiges Retreat hatte. Leute fragen mich immer Sachen wie „Wie war das Retreat?“ und ich finde es schwierig zu beantworten. Es war gut. Es war laut, da es im East Village war mit hämmernden Presslufthammern und heulenden Sirenen. Aber ich bin das urbane Zazen mittlerweile gewöhnt und das bringt das Gebiet nun mal mit sich.

Ein paar coole Leute tauchten auf, das war cool. Keiner Starb. Niemand wurde ernsthaft verletzt. Ich nehme an wenn ich Genpo Roshi wäre hätte ich allen Erleuchtungs- Erfahrungen geben können. Aber der bin ich nicht. Also hab ich's gelassen. (Irgendjemand hat einen Link zu einem netten Podcast gepostet welches Genpo abfällig erwähnt, aber ich finde es nicht mehr. Vielleicht kannst du es nochmal posten?)

Es ist seltsam das zu tun was auch immer es ist das ich tue. Im Grunde tue ich das was mein Vater die vergangenen zwanzig oder so Jahre getan hat, ich bin Handelsreisender. Mein Vater verkauft Chemikalien in der Gummiindustrie. Ich verkaufe Bücher. Aber wir machen so ziemlich dasselbe. Wir steigen in ein Auto und fahren ganz, ganz, ganz weit um mit Leuten zu reden. Komisch wie das so geht.

OK. Ich habe gesagt ich würde Fragen die Leute mir senden beantworten. Also los geht’s.

Nach all deinen treffenden Beobachtungen bezüglich der Gefahren von „Lehrern“ die von ihren Schülern Geld annehmen als Gegenleistung für das Lehren, finde ich es etwas verwunderlich, dass Du nun anbietest:

Damit es sich ein wenig so anfühlt als bekäme der Leser etwas für sein Geld werde ich anfangen mehr von den Fragen zu beantworten dir ihr da draußen mir sendet.“

Das ist ganz klar deine Entscheidung, aber es scheint keine gute Idee zu sein.

Ich habe den Donate-Button nicht gedrückt um deine Aufmerksamkeit zu bekommen, ich möchte nur, dass du weiterhin deine Arbeit machen kannst.

Das wirft ein paar Themen auf. Erstens wollte ich nicht den Donate-Button in direkte Verbindung mit dem beantworten der Fragen bringen, als ob man mich für das Fragen beantworten nun bezahlen könnte. Ich kann aber verstehen wie es so rüberkommen konnte. Allerdings war das sarkastisch gemeint. Außerdem bin ich viel zu verpeilt um rauszutüfteln wer Fragen gesendet hat und wer gespendet hat und das dann zu verknüpfen. Also selbst wenn das mein Ziel wäre, ich würde versagen.

Die Idee für das Lehren von Zen Geld zu akzeptieren ist schon ein wenig problematischer. Ich habe bereits gesagt, dass ich dazu neige meine eigene Unklarheit auf dem Gebiet so zu regeln in dem ich mich hauptsächlich als Schriftsteller betrachte. Schriftsteller werden für’s Schreiben bezahlt. Jedenfalls werden sie das wenn sie Glück haben. Ich fühle mich nicht schlecht dabei Geld zu nehmen für das was ich schreibe. Ich fühle mich nicht schlecht dabei von jemandem bezahlt zu werden der mich für einen Vortrag zu meinen Büchern engagiert hat. Da ich hauptsächlich über Buddhismus schreibe macht das meine Position dazu etwas zwiespältig. Aber ich komme damit klar.

Ich glaube nicht, dass es eine sehr gute Idee ist seinen Lebensunterhalt als Zen-Lehrer zu bestreiten. Aber ich glaube nicht dass es falsch ist für Zen-Lehrer ihr Lebensunterhalt als Zen-Lehrer zu bestreiten. Die Versuchung das Gelehrte zu verwässern um mehr Ärsche auf die Stühle zu bekommen ist sehr groß wenn es um den Unterschied zwischen Miete bezahlen können oder auf die Strasse gesetzt zu werden geht. Du könntest sogar eine Masche probieren bei dem reiche Leute dir 50.000 € bezahlen damit du ihnen sagst sie seien erleuchtet.

Das wäre die extrem dunkele Seite davon. Die etwas weniger dunkele Seite wäre, dass durch das Annehmen von Geld für Zenunterricht man den Schülern die Botschaft sendet, dass sie das Recht haben zu bestimmen wie man ihnen Zen zu unterrichten hat.

Davon abgesehen müssen Zen-Lehrer immer noch essen und ihre Miete bezahlen und sie sollten über die dafür notwendigen Mittel verfügen. Wenn eine Person sein ganzes Leben dem Lehren von Zen widmet, wie soll er seinen Lebensunterhalt finanzieren wenn nicht durch das Annehmen der Unterstützung seiner Schüler? An und für sich ist nichts Übles daran.

Darum versuche ich so weit wie möglich die Schriftstellerseite von der Lehrerseite zu trennen. Obwohl sie sich miteinander vermischen. しょうがないな?

Nächste Frage:

Ich sitze seit 3 Jahren täglich und ein Jahr lang habe ich mich intensiv auf mein erstes Koan fokussiert; „Was bin ich?“. Es wurde wirklich interessant doch musste ich es aufgeben da ich fühlte, dass Energien in meinem Körper/Geist außer Kontrolle gerieten. Es gab diesen vibrierenden Punkt der gelegentlich in meinem Kopf vibrierte und es fühlt sich an als ob es in die falsche Richtung geht oder sowas.

Also heutzutage sitze ich einfach und fokussiere mich auf den Körper und das fühlt sich gut und geerdet an. Aber besonders in Stresssituationen geht der Fokus zum Kopf und beginnt mit Klängen zu vibrieren.

Was denkst Du zum Beispiel über das Hara? Mir wurde immer gesagt ich sollte mich auf das Hara konzentrieren, nur habe ich nie gelernt wie. Ich bin mir unsicher was ich machen soll bezüglich Fokussieren des Geistes.

Einfach nur Sitzen und den Körper spüren fühlt sich gut an und auch eine leichte Konzentration auf den unteren Rücken. Vielleicht sollte ich einfach so weitermachen?

Shikantaza-Zazen in seiner reinsten Form hat keinen besonderen Punkt der fokussiert wird. Ich weiß, dass viele Lehrer sagen man soll sich auf das Hara oder Tanden konzentrieren welches im Grunde eine Stelle irgendwo etwas unterhalb deiner Brust bedeutet. Aber meine Lehrer haben das nie gelehrt und ich habe es nie gemacht.

Wenn ich sitze, sitze ich wirklich einfach. Wohin auch immer meine Aufmerksamkeit geht, geht sie einfach. Das Einzige was ich bewusst mache ist immer darauf zu achten das meine Haltung korrekt ist. Ich versuche nicht zu sehr Dinge zu bedenken.

Dogen benutzte die Worte 無思料 (mushiryou) und 非思料 (hishiryou) um zu beschreiben was während des Zazen mit dem Geist getan werden soll. 思料 (shiryou) wird in Zenbüchern oft mit „denken“ übersetzt. Die Bestimmungswörter (mu) and (hi) beschreiben verschiedene Stufen der Negierung. In Mike Cross und Nishijima Roshis Übersetzung des Shobogenzo ist 無思料 (mushiryou) „nicht denken“ und 非思料 (hishiryou) ist „verschieden von denken“ im Sinne von gänzlich anders als denken.

Dennoch wird dir jedes Japanisch/Deutsch Wörterbuch sagen, dass 思料 (shiryou) „Überlegung“ bedeutet. „Denken“ ist für gewöhnlich 考える (kangaeru). So glaube ich nicht, dass Dogen wollte, dass wir alles Denken anhalten und unsere Gehirne komplett verstummen lassen sollten. Er sagte mehr so etwas wie, dass wir es vermeiden sollten, uns aktiv mit den verschiedenen Gedanken die in unseren Köpfen auftauchen zu befassen.

Sich auf das Hara zu konzentrieren scheint mir das Gegenteil von dem zu sein. Es ist eine Art bewusste Überlegung. Du „überlegst“ deinen Bauch. Dasselbe gilt für Atemzählen. Und es ist insbesondere dasselbe wie ein Koan zu benutzen. Das erscheint mir absolut zweifelsfrei eine Form des Überlegens und definitiv nicht im Geringsten das wovon Dogen sprach.

Puuh! Das war wesentlich mehr Arbeit als ich angenommen hatte.

Aber sendet weiterhin eure Fragen an askbradwarner@hotmail.com und ich werde mein Bestes tun sie zu beantworten ob ihr nun gespendet habt oder nicht.