Dienstag, 11. November 2008

Gefällt Euch Euer Buddhismus? Dankt einem Veteranen dafür!

Interessanterweise sind kürzlich einige miteinander zusammenhängende Dinge gleichzeitig passiert. In den letzten paar Wochen habe ich drei oder vier Emails von Leuten aus dem Militär erhalten, in denen sie mir mitteilten, wie sehr ihnen meine Bücher gefallen haben. Einer hat Hardcore Zen gelesen, während er im Irak stationiert war. Und ziemlich zur gleichen Zeit habe ich einige andere Emails erhalten, in denen Besorgnis über Leute beim Militär, die Buddhismus praktizieren, zum Ausdruck gebracht wurde. Diese anderen Emailer schienen davon überzeugt zu sein, dass jeder beim Militär, der sich für buddhistische Praxis und Philosophie zu interessieren beginnt, unmittelbar gezwungen sei, fahnenflüchtig zu werden und den Wehrdienst zu beenden. Und hier ist er, der Veteran´s Day, der perfekte Tag, um einen Artikel zum Thema zu veröffentlichen.

Ich fühle mich sehr geehrt dadurch, dass Leute von den Streitkräften mein Zeugs lesen. Ich frage mich manchmal, wie viele andere buddhistische Autoren Fans beim Militär haben. Einige sicher. Aber viele buddhistische Schriftsteller sind derart vehement politisiert, dass ich mir vorstellen kann, dass sie Menschen, die einer Arbeit dieser Art nachgehen, eher davon abhalten, sich mit Buddhismus zu beschäftigen.
Das ist eine Schande.

Der Titel dieses Artikels ist eine Anspielung auf einen Autoaufkleber, den man oft in den USA sieht, und auf dem steht: “Gefällt Euch eure Freiheit? Dankt einem Veteranen dafür!“ Der Buddhismus ist eine praktische Philosophie und eine Praxis für die reale Welt, die, in der wir tatsächlich leben, und nicht eine idealistische Religion, in der wir uns die fantastische Welt ausmalen, in der wir gerne leben würden. Ich denke, dass auch wir Buddhisten unseren Veteranen danken sollten.

Ihr wünscht Euch womöglich, wir lebten in einer Welt, in der unsere Freiheit, den Buddhismus zu praktizieren, nicht durch militärische Gewalt ermöglicht würde. Ich tue das definitiv. Aber wenn Wünsche 57er Tobacco-Burst Gibson Les Paul Gitarren mit Coffee/Cream PAF-Tonabnehmern wären, hätte ich ein Dutzend davon. Fakt ist, dass der Buddhismus immer nur in den Nationen zur Blüte gelangt ist, in denen das Recht der Bürger auf ihre Praxis durch ein starkes Militär sichergestellt wurde. Die traurigen Beispiele Afghanistan und Tibet fallen mir in diesem Zusammenhang ein.

Ich habe darüber bereits in einem Suicide-Girls-Artikel mit dem Titel “Buddhism Through Violence” geschrieben, daher möchte ich all das nicht erneut hier wiederkäuen. Aber ich möchte nochmal betonen, wie ich es auch in jenem Artikel getan habe, dass ich nicht glücklich über die Tatsache bin, dass unsere Freiheit den Buddhismus zu praktizieren durch Gewalt, oder zumindest die Androhung von Gewalt, geschützt werden muss. Aber ob ich damit glücklich bin oder nicht, ändert nichts an den Tatsachen. Wir können in der Welt nur Veränderung bewirken, wenn wir uns zunächst damit arrangieren, in was für einer Welt wir tatsächlich leben.

Zu der Frage, ob eine Person weiterhin ihren Kriegsdienst leisten kann, nachdem sie begonnen hat, den Buddhismus zu praktizieren: Ich wüsste nicht, warum nicht. Die Arbeit, die diese Leute erledigen, ist notwendig. Solange das Militär notwendig ist, möchte ich gerne, dass es ein Militär gibt. Wenn Leute in der Armee Zazen praktizieren, werden sie ihren eigenen Körper und ihren Geist besser in Balance bringen und ihren Beruf folglich mit größerer Effizienz und Sorgfalt ausüben. Die erweiterte Perspektive, die sich entwickelt, wenn ihre Praxis wächst, wird ihnen ermöglichen, die Macht, die wir ihnen gegeben haben, auf eine Art und Weise auszuüben, die für jeden Beteiligten vorteilhafter ist. Sie werden eher daran interessiert sein, wo immer sie sich befinden den Frieden zu erhalten und weniger daran, Ärsche zu treten. Es wird weniger unkontrollierte Gewalt geben, weniger Missbrauch von Alkohol und Drogen und mehr individuelle Stabilität bei unseren Streitkräften.
Das ist eine großartige Sache.

Besteht die Möglichkeit, dass Leute vom Militär, die Buddhismus praktizieren, durch seine Lehren der Gewaltlosigkeit dazu gebracht werden, den Wehrdienst zu verlassen? Bei einigen könnte das der Fall sein. Bei anderen nicht. Aber ich glaube nicht, dass diejenigen, die denken, sie wüssten, worum es im Buddhismus geht, das Recht haben zu sagen: Wer die Philosophie der Gewaltlosigkeit wahrhaft verstünde, würde das Militär mit Sicherheit verlassen. Das ist eine Angelegenheit, die jedes Individuum für sich selbst entscheiden muss. Es ist nicht deine Sache, ganz egal wie sehr du glaubst, dieses buddhistische Zeugs verstanden zu haben.

Daher möchte ich am Tag der Veteranen meinen Dank ausweiten an alle, die bei unseren Streitkräften dienen.