Montag, 28. Januar 2008

BDSM mit Gott

Vor ein paar Nächten traf ich eine Stripperin mit einem Three Stooges Tattoo in einer Bar namens Tigress [Tigerin, grausame Frau]. Sie gab einer meiner Begleiterinnen eine saftige Ohrfeige, während sie einen heftigen Lap Dance für sie vorführte. Sie bedrohte meine Eier mit Plateauschuhen, an deren Fersen Spikes befestigt waren. Sie zischte mir ins Gesicht, das sie auf BDSM steht. Sie sagte, dass sie riesige Angelhaken an ihrem Rücken hätte, an denen sie ihren blutenden Körper von der Decke hängen lassen würde, bis ihre Schreie von den Ziegelsteinwänden des Verlieses widerhallen würden. Sie sagte, dass ihre Schamlippen mit 5-Zoll-Nadeln durchstochen wurden. Sie sagte, dass sie jahrelang für Lloyd Kaufman von Troma gearbeitet hätte. Ich habe gehört, wie das sein soll. Die Lady konnte eine Menge Schmerz aushalten.

Edgeplay (BDSM) [im Original wird der Begriff "Edgeplay" benutzt, für den es bisher keine deutsche Entsprechung gibt]. Das ist mal ein Begriff, den ich noch nicht kannte. An die Grenze gehen. Eine Verletzung oder sogar den Tod riskieren für etwas Nervenkitzel, eine Stimulation, einen Orgasmus, der schließlich all den Lügen gerecht wird, die man dir über Orgasmen erzählt, eine glühend heiße Explosion nackter Nervenenden, welche für immer die gesamte Dunkelheit im Zentrum deines Herzens ausradiert ...

Schau mal - wir alle tun, was wir tun, um einen Weg in dieser verrückten alten Welt zu finden, um das zu befriedigen, von dem wir glauben, dass es befriedigt werden müsste, und um etwas Geld zu verdienen. Es ist nicht meine Sache, ein Urteil darüber zu fällen, wie sie meint, ihr Leben führen zu müssen. Ich bin froh, dass es Leute wie sie gibt. Es sorgt dafür, dass die Dinge interessant bleiben.

Aber du willst SM? Ich habe SM für dich.

Zazen ist SM mit deiner unsterblichen Seele. Zazen ist SM mit Gott.

Die Atheisten waren vor ein paar Wochen völlig aus dem Häuschen, als ich meinte, dass sie gar nicht wüssten worüber sie reden. Was weißt du über Atheismus? Du sitzt bewegungslos da sogar ohne eine Domina, die dich quält und dich dadurch von dem ablenkt, was wirklich ist. Du verbringst einige Jahre genau an dieser Stelle, von Angesicht zu Angesicht mit dir selbst. Dann kannst du zurückkommen und mit mir darüber reden, ob Gott existiert oder nicht. Und bis zu dem Tag hast du dir nicht das Recht verdient, mir irgendeinen Scheiß über Gott zu erzählen. Also verpiss dich mit all deinen ach so wohlüberlegten Worten und Worten und Worten und Worten. Atheisten labern Scheiße.

Es gibt keinen Gott, und Er ist dein Schöpfer.

Wenn du deine Meditation sanft und süß willst, mit einer angenehmen, beruhigenden Stimme, um dich da durch zu bringen, dann bleib weg von Zen. Aber wenn du Lust auf richtiges SM hast, dann komm mal einen Samstagmorgen bei mir vorbei und ich zeig dir, wie’s geht.

Aber pass auf. Diese Art von SM taucht nicht Zähne fletschend und mit Lust auf Blut auf. Niemand schreit dich an, niemand schlägt dich mit einem Stock, es wird dir sogar niemand sagen, wenn du alles falsch machst. Es ist sehr gemütlich hier, sehr freundlich und einladend. Überall Lächeln. Wir setzen sogar etwas Tee für dich auf und erzählen dir abgelutschte Witze. Nicht nötig sich aufzuspielen. Das ist, weil wir wissen, wer die strengste Herrin von allen ist. Wir werden nicht mal versuchen, es mit der Bestrafung, die sie verteilen kann, aufzunehmen. Das Äußerste, was wir tun können, ist, dich in ihre Richtung zu schicken und dich entscheiden zu lassen, ob du lieber winselnd mit eingezogenem Schwanz davonlaufen willst.

Die meisten Leute haben nicht den Mumm, den man braucht, um sich selbst gegenüberzustehen. Das ist keine Urteilsverkündung. Das ist eine Tatsache des Lebens. Wir konfrontieren uns lieber mit allem anderen, nur um den Schrecken zu vermeiden, unserem eigenen Herzen und Geist gegenüberzutreten. Lederfesseln und Peitschen kommen nicht mal annähernd dran. Die grundlegende Natur deines eigenen Wesens? Das ist furchterregend. Das kann dich ziemlich schnell klein kriegen. Dich in Scheiben schneiden und dabei nicht einmal ins Schwitzen geraten.

Ich war nie an irgendeiner Art von Meditation interessiert, die nicht SM war. Ich hatte nie viel Geduld mit Leuten, die mich durch irgendeinen speziellen Ablauf führen wollten. "Stell dir vor, wie das weiße Licht des Kosmos deinen Körper umhüllt ..." Scheiß drauf. Behalt deine Bilder und Geschichten. Jeder religiöse Irre, den ich getroffen habe - und ich habe so einige getroffen - hatte Bilder und Geschichten, die er in meinen Kopf stopfen , und mir beibringen wollte, wie ich diese auf Befehl wieder hochwürgen konnte. Als ob Gott sich dafür interessieren würde, ob ich ihre blöden Märchen vortragen konnte, wenn es verlangt wurde. Sie konnten sich ihre Geschichten sonst wohin stecken. Ich wollte alles wegschaufeln, was ich nicht brauchte, und zum innersten, glühenden Kern zu kommen. Der einzige Weg, alles abzustreifen, ist alles abzustreifen.

Der Zen-Weg ist quälend langsam. Wenn sie dich mit Haken in deinem Rücken aufhängen, dann nehmen sie dich wenigstens nach einigen Minuten wieder runter. Wir (aber) lassen dich einfach verknotet wie eine Brezel für mehrere Tage oder Wochen da sitzen. Es wird eine verdammte Ewigkeit dauern, bevor du überhaupt eine Ahnung hast, warum du deine ganze Zeit damit verschwendest, Wände anzustarren. Patentlösungen sind für hyperaktive Vollidioten. Wenn du eine schnelle Lösung suchst, dann sieh' zu, dass dir die Tür auf dem Weg nach draußen nicht auf den Arsch knallt.

Aber das furchterregende Zeug ist nur eine Seite der Medaille. Wir alle fürchten uns vor der Realität. Wir alle. Ich auch. Aber die Wahrheit über die Wirklichkeit ist, dass sie niemals so schlimm ist, wie wir sie uns vorstellen. Ich vermute, dass es das ist, was Leute wie meine Stripper-Bekannte beim BDSM entdecken. Wenn du tatsächlich direkt mit den Dingen konfrontiert wirst, die dir Angst einjagen, stellst du normalerweise fest, dass das, was du für Satan gehalten hast, der gekommen war, um dich im Feuer der Verdammnis zu verbrennen, in Wirklichkeit nur Gene Simmons ist, ein netter alter Hebräer mit einem schrägen Make-up.

Die Realität ist immer der beste Ort, an dem man sein kann. Die Wahrheit ist immer die beste Sache, die es zu sehen gibt. Es gibt nie auch nur eine Ausnahme. Du kannst sowieso nicht weglaufen. Also warum überhaupt deine Energie vergeuden, um es zu versuchen?Und Gott? Gott ist nicht eine Million Trillionen Meilen weit weg auf seinem Diamantenthron irgendwo im Weltraum. Gott ist der Wind auf deinem Gesicht. Gott ist der Himmel als dein Spiegelbild. Gott ist das in deinem Kopf verborgene Etwas, von dem du immer dachtest, dass du das wärst. Es ist nicht Du. Es gibt kein Du. Dieses Ding, von dem du glaubst, dass du es bist, gehört eigentlich zum Universum. Und eines Tages wird das Universum es zurücknehmen. An diesem Tag wird es sein, als ob es dich niemals gegeben hätte. Weil es dich überhaupt niemals gab. Aber das Universum wird ewig fortbestehen. Und ebenso dieses Etwas, das du immer für dich selbst hieltest. Und ebenso Gott. Punkt aus.

Frau BDSM-Stripper drehte die Nippel meiner Bekannten und flüsterte ihr zu, wie feucht sie würde. Als ob ich das nicht hören könnte. Sie rammelte ihr Bein wie eine läufige Hündin. Gott war da überhaupt nicht weit weg. Wenn ich jemals Zweifel an ihrer Gegenwart hatte, zeigte Sie sie mir, indem Sie meinen Schwanz packte, und sagte mir, wie sehr Sie ihn in sich spüren wollte.

Es gibt keinen Gott, und sie tanzt für Trinkgeld im Tigress.

Montag, 21. Januar 2008

Karma Zeugs

Zunächst einmal möchte ich mich bei den lieben Leuten von der Lake Clarmont Press dafür bedanken, dass sie mir ein Exemplar ihres Buches „From Shock Theater to Svengoolie“ geschickt haben, in dem es um TV-Horrorfilm-Moderatoren in Chicago geht. Cooles Buch! TV-Horrorfilm-Moderatoren waren ein wichtiger Teil meiner Jugend. Nun scheinen sie traurigerweise ausgestorben zu sein. Ich denke, dass sie in den 60ern und 70ern eine wichtige Aufgabe erfüllt haben, die nun andere erfüllen. Der „Ghoul in Cleveland“ musste sich hinter einem bescheuerten falschen Spitzbart und einer Sonnenbrille verstecken, um zu sagen, was gesagt werden musste. Nun haben wir mehr Freiheit zu sagen, was wir sagen müssen. Gut. Mir gefällt die Welt heute besser als die, in der ich aufwuchs, und mir gefallen jüngere Leute besser als die Angehörigen meiner eigenen Generation. Sogar wir ehemaligen Punkrock-Kids sind wesentlich verklemmter als die Leute, die heute in ihren Zwanzigern sind – stark verallgemeinernd gesprochen natürlich (wie üblich). Für die Zukunft bin ich optimistisch. Vorsichtig zumindest.

Jemand fragte nach einer Erklärung der Antwort, die Gudo vor kurzem auf Jordans Frage hinsichtlich Karma gab. Ich schaute auf Gudos Blog, und das Ganze war mir sofort klar. Das kann aber auch daran liegen, dass ich die Art, wie Gudo die Dinge erklärt, ziemlich verinnerlicht habe.

Grundsätzlich wird das Wort Karma oft dahingehend missverstanden, dass es mit dem Konzept des Schicksals gleichgesetzt wird. Es gibt die Idee, dass jeder sein Karma hat, diese große Wagenladung vergangener Handlungen, die wir alle mit uns herumschleppen und die unsere Zukunft bestimmen. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das. Wir können den Wirkungen der Ursachen, die wir in Gang gesetzt haben, nicht entfliehen. Aber diese Sichtweise ist nur dann relevant, wenn wir Zeit auf die übliche lineare Weise betrachten.

Die wirkliche Zeit im buddhistischen Sinne ist nur das Jetzt. Jetzt gerade besitzen wir vollständige Handlungsfreiheit. Unser Karma beschränkt diese Handlungsfreiheit zu einem gewissen Grad. Jetzt gerade hat mich mein Karma in Torrance in Kalifornien in einem “Whole Foods”-Supermarkt platziert. Wegen dieses Karmas kann ich zum Beispiel nicht unmittelbar im Haus meiner Bekannten Nina in Los Feliz aktiv werden. Ich muss zuerst dort hinfahren, und es braucht Zeit, auf der ständig verstopften „So Cal“-Autobahn dorthin zu gelangen. All das ist Karma.

Aber ich besitze in diesem Moment die vollkommene Freiheit, jede Handlung auszuführen, die mir meine karmischen Umstände erlauben. Zum Beispiel sind diese Worte, die ich schreibe, nicht vorherbestimmt. Doch wenn wir später mit Abstand zurückblicken, könnten wir eine Wirkungskette zurückverfolgen, welche sogar die Worte, die ich in diesem Moment schreibe, als vorherbestimmt erscheinen ließe.

Schaut Euch Euer Leben an, wie es jetzt gerade ist, und jede Vorstellung von Vorherbestimmung zerfällt zu Staub.

Dennoch müssen wir aufpassen, was wir tun. Es gibt immer Auswirkungen. Wir dürfen aber nicht zu ängstlich sein. Wir müssen mit einer gewissen Unerschrockenheit handeln. Wir handeln, wohl wissend, dass diese Handlung Auswirkungen haben wird, derer wir uns nicht bewusst sein können.

Ich zum Beispiel bin gerade dabei, ein neues Buch zu schreiben. Darin versuche ich mit aller Macht, vielen Vorstellungen, wie ein Zen-Lehrer sein muss, die Grundlage zu nehmen. Ich befürchte , dass das Buch viele Leute aufregen wird. Es greift einige lieb gewonnene Illusionen an. Ich glaube jedoch, dass die Auswirkungen dieses Angriffes insgesamt positiv sein werden.
Ich glaube, dass es nötig ist.

Ein Teil von mir möchte ängstlich sein und die Dinge nicht vorantreiben. Aber meine Intuition sagt mir, dass es besser ist, sie voranzutreiben, weil es sonst niemand machen wird und es einfach gemacht werden muss.

Ich denke, wir alle haben ständig derartige Probleme. Es ist schwer zu wissen, ob man das Richtige macht. Daher übe ich jeden Tag Zazen. Ich glaube, dass die Balance, welche die Übung erzeugt, mir dabei hilft, zu erkennen, was ich tun soll.

OK?


Montag, 14. Januar 2008

Zurück aus San Francisco

Ich bin zurück aus San Francisco und wieder in Los Angeles. Alle, die den Blog regelmäßig lesen, werden sicher bemerkt haben, dass die Links zu dem allwöchentlichen Zen-Kurs im Hill Street Center und zum ganztägigen Zazen endlich auf den neusten Stand gebracht worden sind – zum ersten Mal seit August. Sorry, dass das so lange gedauert hat. Ich werde versuchen, mich zu bessern.

Um einfach noch mal zu wiederholen, was es so gibt: Am kommenden Samstag, dem 19. Januar, findet ein Zen-Kurs statt, zu dem ich auch kommen werde. Das ganztägige Zazen im Januar wird am 26. sein. IHR MÜSST EUCH VORHER ANMELDEN, WENN IHR TEILNEHMEN WOLLT. Bitte, bitte, bitte, reserviert euch einen Platz. Es ist echt schwierig, die Versorgung zu organisieren, wenn einfach Leute auftauchen, die sich vorher nicht angemeldet haben.

Ich habe momentan daheim keine Internetverbindung und werde meine Sachen in Bibliotheken und Internetcafes schreiben und ins Netz stellen, bis ich wieder eine Internetverbindung zu Hause habe. Das heißt: WENN ich es überhaupt hinbekomme. Mal sehen, wie das Hochladen in Internetcafes und Bibliotheken so klappt.

Und was ist denn bitteschön im Kommentarforum dieses Blogs los? Da scheint es ja drunter und drüber zu gehen. Barack Obama und die Freimaurer? Tut mir leid, das raffe ich nicht so ganz. Egal, wie auch immer.

Montag, 7. Januar 2008

Ich habe mein Hara in San Francisco vergessen

Verstehst Du's? „Hara“ ist ein japanisches Wort, welches deinen Bauch und den unteren Teil deiner Brust beschreibt, ungefähr da, wo sich dein Zwerchfell befindet. Manche Zen-Meister weisen Dich an „Deinen Geist im Hara zu lassen“. Ich nicht. Dein Geist durchdringt deinen ganzen Körper und das gesamte Universum. Es ist bescheuert, sich ihn an einem bestimmten Punkt vorzustellen. Soviel dazu, und ich bin in San Francisco. Hah!

Wie auch immer … man sagt, du bist kein Schriftsteller, wenn dir nicht auf der Stelle mindestens zehn Ausreden einfallen, um nicht zu schreiben. Das kann ich. Ich bin der unumstrittene Weltmeister des Hinausschiebens, was das Schreiben angeht. Ich schreibe sogar, um das Schreiben zu meiden, wie gerade in diesem Moment.

Ich bin immer noch hier im San Francisco Zen Center (SFZC), und ohne Tarnung. Ich habe aufgehört, mich mit dem normalen Rasierer zu rasieren, und benutze jetzt einen elektrischen um diesen stoppeligen Don-Johnson-Look zu erreichen. Was für eine Anspielung auf die 80er! Kinder, lauft zu Mama und Papa und fragt, wer Don Johnson war. Es ist einfacher und dein Gesicht fühlt sich weniger kühl an durch die Stoppeln, insbesondere hier oben. Was würde Dogen wohl dazu sagen? Nur zu, komm vorbei und sag „Hi“. Nur sei nicht beleidigt, wenn ich einfach hochrenne, um meine neuen KISS DVDs anzuschauen...äh...mein verdammtes neues Buch zu schreiben.

Das SFZC ist äußerst interessant. Es ist eine gemeindeartige, klösterliche Praxis und ganz und gar nicht das, was ich sonst gewohnt bin. Hier stehe ich also, ein Meister, und habe von der Hälfte der Dinge, die sie hier machen, keine Ahnung. Ich kenne die Texte nicht, ich weiß nicht, wann man sich verbeugt, ich bin mir unsicher, wer wann den Raum verlässt, nichts von diesem Kram. Ich schaue einfach ganz genau hin und versuche herauszufinden, worum es geht. Ein kleiner Tipp für den Fall, das du dich mal in einer ähnlichen Situation befinden solltest: Versuche immer in der Mitte zu stehen oder zu sitzen. An den meisten Orten ist der Platz am Ende der Beste, weil jeder das getan haben wird, was zu machen ist, wenn du dran bist. Aber in Zen-Dôjôs wechselt die Richtung mit einem Mal und, wie die Bibel schon sagt, „Die Letzten werden die Ersten sein.“. Also ist die Mitte immer der beste Platz, um herauszufinden, was abgeht.

Mir scheint, dass jegrößer eine Organisation wird, desto mehr Bedarf an Regeln und Hierarchien besteht. Man kann die Dinge in einer Organisation von der Größe des SFZC nicht wie in meiner Sitzgruppe handhaben. Geht einfach nicht. Das SFZC läuft sehr gut und macht den Anschein, dass man hier die wohl bekannten Probleme der Vergangenheit bewältigt hat, und für eine lange Zeit bestehen wird.

Regeln und institutionelle Hierarchie haben ihren Platz. Aber es gibt wesentliche Unterschiede zu der Art, wie ich die Dinge handhabe. Zum Beispiel halten sie hier täglich eine wundervolle Morgenzeremonie ab, an der ich mit viel Freude teilgenommen habe. Aber in Bezug auf die Praxis ist das nicht wirklich notwendig. Es gibt keinen einzigen Grund, warum das Rezitieren von Sutren der Zen-Praxis irgendwie nützlich wäre. Aber es ist natürlich sehr förderlich, um die Gemeinde zu einen und die Institution zu stärken. Aus der Sicht des SFCZ sind diese Faktoren lebensnotwendig. Wenn du dich einfach nur für Zen interessierst, sind sie das nicht. Versteh’ das, nach meinem Eindruck tun das die meisten Leute hier, und die Rezitationen und Rituale sind ein schöner Familienspaß und nicht im Geringsten eine Ablenkung. Gleichwohl würde es deiner Zen-Praxis genauso zuträglich sein, wenn das Gruppenverhalten darin bestünde, den Eisladen um die Ecke leerzufuttern, obwohl sich das mehr auf deinen Hüften niederschlagen dürfte.

Okay. Sutren zu rezitieren mag etwas besser sein. Aber verwechsle das nicht mit wirklicher Zen-Praxis. An den Zeremonien nehmen wesentlich mehr Leute teil, als am Zazen im Zendo, und das ist so ziemlich überall so, wo ich vorbeischaue.

Nur ein paar kurze Gedanken. Jetzt werde ich mich mal an meine echte Arbeit machen.

Tschüss!

Samstag, 5. Januar 2008

SANDOKAI (Die Vereinigung von Essenz und Erscheinung)

Ich bin immer noch hier im San Francisco Zen Center, wo ich gerade am Samstag-Morgen-Ritual teilgenommen habe. In einer viertel Stunde beginnt eine weitere Runde Zazen, und ich bin dabei. Aber während ich warte, wollte ich gern einen Text mit Euch teilen, der hier sehr oft rezitiert wird: „Die Vereinigung von Essenz und Erscheinung“ von Sekito Kisen (700-790). Es ist ein sehr schöner Text. Shunryu Suzuki hat darüber in dem Buch Leidender Buddha, glücklicher Buddha. Zen-Unterweisungen zum Sandokai geschrieben.

Hab leider keine Zeit für 'nen Kommentar oder so. Also hier ist er in der Rohfassung. Viel Spaß!

SANDOKAI

Der Geist des großen Weisen aus Indien wurde direkt von Westen nach Osten übermittelt.

Menschen unterscheiden zwischen Dummen und Klugen, doch auf dem wahren Weg gibt es keine Patriarchen des Südens oder des Nordens.

Die Quelle der Lehre ist rein und ohne Makel. Bäche die sich verzweigen fließen in der Dunkelheit.

An einer Idee zu haften ist Täuschung. Die Wahrheit zu erkennen ist auch nicht immer Erleuchtung.

Die Sinne und ihre Objekte sind eng miteinander verbunden und gleichzeitig voneinander unabhängig. Doch trotz ihrer unendlichen Verbundenheit haben sie alle ihren eigenen Ort.

Dinge unterscheiden sich in Wesen und Form. Im Geschmack, Klang und Gefühl manifestieren sich gut und schlecht. Im Dunkeln sind hochwertig und minderwertig nicht zu unterscheiden. Im Hellen wird der Gegensatz von rein und unrein deutlich.

Die vier Elemente kehren zur ihrer Natur zurück, wie ein Kind zu seiner Mutter. Feuer erhitzt, Wind bewegt, Wasser nässt, Erde ist fest.

Für die Augen gibt es Farbe und Form. Für die Ohren gibt es Klang. Für die Nase gibt es Geruch. Für die Zunge gibt es Geschmack.

Jedes Phänomen entspringt der Wurzel, so wie Zweige und Blätter aus dem Stamm sprießen. Wurzel und Baumspitze kehren zu ihrer ursprünglichen Natur zurück.

Hohe und niedrige Worte sind unterschiedlich. In der Helligkeit da ist tiefste Dunkelheit, hafte nicht an der Dunkelheit. In der Dunkelheit da ist Helligkeit, aber suche nicht nach der Helligkeit. Dunkelheit und Helligkeit wechseln einander ab wie beim Gehen der vordere und hintere Fuß.

Jedes Phänomen hat seinen Wert. Ihr solltet darauf achten, wie die Wahrheit zum Ausdruck gelangt. Das Relative passt zum Absoluten wie ein Deckel zu seinem Behälter. Das Absolute und das Relative entsprechen einander wie zwei Pfeile, die sich im Flug begegnen.

Hörst Du die Worte, solltest Du die Quelle der Lehre verstehen. Entwickle keine eigenen Maßstäbe. Erkennst du den Weg nicht mit deinen Augen, wie sollten dann deine Füsse um ihn wissen? In der Übung fortschreiten ist weder fern noch nah. Im Zustand der Täuschung bist du Berge und Flüsse davon entfernt.

Ich fordere alle Sucher der Wahrheit ehrerbietig auf: Vergeudet eure Tage und Nächte nicht.

Freitag, 4. Januar 2008

Wie man seiner fundamentalistisch-christlichen Mutter den Buddhismus erklärt

Zurzeit beantworte ich ganze Stapel von Emails, die sich angesammelt haben, seit ich außerhalb der Reichweite des Internets war. Eine von ihnen war von einer Frau, deren Mutter eine fundamentalistische Hardcore-Christin ist. Sie wollte wissen, wie sie ihrer Mutter den Buddhismus erklären sollte. Folgendes habe ich geschrieben (hier leicht verändert):

Ich weiß nie, was ich Leuten, die sehr feste Meinungen über Religion haben, über den Buddhismus erzählen soll. Manchmal scheint es, dass, ganz egal, was man sagt, es von ihnen in irgendeine dafür bestimmte Schublade ihres Gehirns geschoben wird.

Ein paar bewährte Aussagen, die mich manchmal retten, sind: Der Buddhismus ist keine Religion, sondern eine Philosophie. Buddhisten verehren Buddha nicht, sie glauben nicht, dass er ein Gott oder irgendein übernatürliches Wesen war. Buddha war ein gewöhnlicher Mensch, den Buddhisten als eine Art Genie betrachten, in der Art, wie wir Einstein oder Beethoven als Genies ansehen. Die Statuen von Buddha sind sozusagen wie Statuen von Aristoteles oder Plato. Buddhisten verbeugen sich vor diesen Statuen, um ihren Respekt zu zeigen, nicht um sie zu verehren.

Es ist völlig in Ordnung für Buddhisten, wenn man zugleich Christ und Buddhist ist. Ich weiß, dass es Christen oft schwer fällt, dies zu akzeptieren, Buddhisten nicht. Buddhas Philosophie betont Mitleid und Freundlichkeit sowie physische und mentale Stabilität. Wir betreiben unsere Meditationspraxis, um diese Qualitäten zu entwickeln, nicht um in irgendeine spirituelle Trance einzutreten oder irgendeinen veränderten mentalen Zustand zu erfahren. Das sehr stille und ruhige Gefühl bei der Meditation hilft einem, stabiler und ruhiger zu werden, um in der Lage zu sein, mit Freundlichkeit und Mitgefühl zu handeln.

Betone einfach, dass der Buddhismus keine Religion ist und dass er vollständig kompatibel mit christlichen Ansichten ist. Falls sie versucht, über Buddhismus zu recherchieren, könnte sie herausfinden, dass manche Leute ihn als Religion beschreiben (besonders Christen, die den Buddhismus fürchten und sogar Buddhisten selbst). Falls sie nachforscht und einige dieser Ansichten teilt, würde ich durchaus zugeben dass manche buddhistische Sekten religiöser sind. Es ist sogar wahr, dass es Buddhisten gibt, die sich Buddha als eine Art Gott vorstellen. Erzähle ihr, dass Zen-Buddhisten nicht so denken, besonders diejenigen, die Dogens Philosophie folgen. Obwohl der Versuch, ihr Dogen zu erklären, zu sehr in die Tiefe gehen könnte. Du könntest einfach sagen, dass er ein japanischer Buddhist war, der im 13. Jahrhundert lebte und der all die religiösen Aspekte des Buddhismus verwarf, weil er dachte, dass diese religiösen Aspekte nicht mit Buddhas ursprünglicher Intention übereinstimmten. Darüber kann man natürlich streiten. Einige Forscher sehen Dogen als sehr religiös an. Es hängt wirklich davon ab, wie man „religiös“ definiert. Aber es ist eine legitime Art, Dogen so zu erklären, wenn man sich mit jemandem unterhält, der auf all die anderen Details ohnehin nicht hören wird.

Oder deute einfach auf das Fenster und ruf: „Guck mal! Da ist Bigfoot!!“ Und wenn sie sich umdreht, um nach draußen zu schauen, lauf einfach weg. Das funktioniert auch.

Mann, ich verschwende meine Zeit und bekomme mein drittes Buch nicht fertig. Sollte ich mich mal drum kümmern!

Tschüss!

Donnerstag, 3. Januar 2008

Frohes neues Jahr!

Frohes neues Jahr! Und ein wundervolles, glückliches, erfolgreiches und was immer sonst noch 2008 euch allen. Eingeschlossen den Drecksack aus der Kommentarspalte, der „Go Blue Go Die.“ nicht mochte.

Ich verbrachte Silvester und Neujahr im Tassajara Zen Kloster in Carmel Valley, Kalifonien, es war unbeschreiblich schön. Ich bin zu müde um heut Nacht über viele Details zu schreiben. Außerdem übernachte ich für ein paar Tage im San Francisco Zen Center, und die wünschen, dass man um 5 Uhr morgens aufsteht und Zazen praktiziert. Also werd ich nicht lange auf bleiben um in diesen blöden Blog zu schreiben.

Aber neben den Zillionen wirklich schönen Dingen, die in Tassajara passiert sind, gibt es ein wirklich (zumindest für mich) Interessantes. Ich hatte gerade über Bob Dylan’s berühmte „Basement Tapes“ gelesen – das „verschwundene“ Album, welches er 1967 aufgenommen hat, von dem einiges um 1975 veröffentlicht wurde aber das meiste bis heute unveröffentlicht blieb. Als ich über die Aufnahmen las, wollte ich sie auch hören. Aber man muss ganz schön hart suchen um die Bootlegs zu finden, auf denen die besten Sachen sind. Ich hatte vage Pläne, das zu machen, nachdem ich Tassajara verlassen hätte.

Tja. Und so passierte es, dass ich mit einem Langzeitgast in Tassajara namens David Coady sprach. Ich erzählte ihm von diesem Dylan Song “Odds and Ends” welchen ich letztens gehört hatte, und der eine sehr Dogen-mäßige Zeile beinhaltet: “Verlorene Zeit kann man nicht wiederfinden.” Der Song ist einer der wenigen „Basement Tapes“ Stücke, die offiziell veröffentlicht wurden.

Und er erwähnt, dass das Einzige, was er von einer ehemals gigantischen und umfangreichen Sammlung an CDs aufbewahrt hat, eine kleine Box ist, in der sich ein paar Dylan CDs inklusive der kompletten 5er-Disc-Reihe des „Basement Tapes“ Bootlegs befinden.

Verrückt, ne?

Wie auch immer, hier ist ein Song (nicht von den “Basement Tapes”), an den ich kürzlich denken musste, der viele Gefühle meiner letzten Zeit einfängt. Es ist dieses mal keiner meiner eigenen Songs. Er ist von Robyn Hitchcock und dessen Album „Stars For Bram“. Klick auf den Songtitel um ihn zu hören.

Gute Nacht!

DAISY BOMB
by Robyn Hitchcock

Sometimes a bomb is not enough
To express the way I feel
And an explosion in the dark
Won't let you down
Sometimes a kiss is not enough
You just have to make it two
Darling I love you inside out
And upside down
I love you
Like a bomb
In my heart
Sometimes a kiss goes on so long
And it just won't let you go
Darling I love you inside out
And upside down
I love you
Like a bomb
In my heart
Daisy bomb
Daisy bomb
Daisy bomb