Samstag, 24. November 2007

Keine Frage, Keine Antwort

Hier ist der zweite Fall aus Dogens Koan Buch, Shinji Shobogenzo:

Meister Obaku Ki-Un auf dem Berg Obaku im Ko-Distrikt fragte Meister Hyakujo Ekai: "Wenn ich die Lehre, die du uns gegeben hast, mit anderen teilen möchte, wie sollte ich dann lehren?"

Meister Hyakujo blieb auf seinem Kissen sitzen und sagte gar nichts.

Obaku Ki-Un fragte: "Wie kann ich zukünftig deine Söhne und Enkelschüler etwas lehren?"

Meister Hyakujo erwiderte: "Was du gesagt hast, zeigt, dass du ein wirklicher Mensch bist." *

Das ist eine der Fragen, die ich so oft gestellt bekomme, dass ich darüber nachdenke, sie in meine Frage und Antwort Liste (F.A.Q.) zu stellen, die ich nebenbei gesagt, seit der Bronzezeit nicht mehr auf den neusten Stand gebracht habe. Die Leute wollen immer wissen, "wie kann ich anderen den Buddhismus lehren?"

Die kurze Antwort ist, tu's nicht.

Natürlich meine ich dieses "tu's nicht" nicht absolut. Aber in den meisten Fällen brauchst du wirklich niemanden irgendetwas beibringen. Lass sie in Ruhe, hör auf damit, wie Brians Mutter in dem Film 'Das Leben des Brian' sagt. Wenn deine Freunde oder deine Familie etwas über den Buddhismus wissen wollen, werden sie danach fragen. Ansonsten besteht die buddhistische Regel: keine Frage, keine Antwort.

Davon wurde ich vor Kurzem überzeugt, als ein gewisser buddhistischer Meister mit dem Versuch begann, mich netterweise mit seinen Lehren zu beglücken. Allmächtiger Gott, falls es irgendetwas Lästigeres gibt als das, dann will ich nicht wissen, was es ist. Letztenendes habe ich rausgefunden, wie ich meinen Spamfilter einstelle, um seine E-Mails direkt in den Papierkorb zu leiten, so muss ich den Scheiß wenigstens nicht mehr lesen.

Ich stelle mir allerdings vor, dass jeder, der mein Zeug liest, meine Verachtung für Meister teilt, die versuchen, dir ihre Lehren aufzuzwingen. Gott, ich hoffe niemand von euch versucht das, was ich sage, irgendjemanden aufzudrängen. Vielleicht hast du trotzdem das Gefühl, dass dieser oder jener Freund von dir von der Praxis profitieren könnte, und du ihm gerne die Chance dazu geben würdest. Das ist nett, aber unglücklicherweise kannst du nicht viel dafür tun.

Den Buddhismus jemandem zu lehren, den du kennst, kommt in etwa dem gleich, jemanden den du kennst, dazu zu bringen mit dir zu schlafen. Du kannst das Thema nicht zur Sprache bringen, ohne derjenigen Person Angst zu machen. Oder noch schlimmer, sie werden sich fühlen, als ob du sie mit deiner Religion vergewaltigt hättest. Es bringt einfach nichts.

Selbst in meiner heutigen Position erzähle ich Leuten, die ich treffe, nicht wirklich von Zen, außer sie fragen. Selbst dann gebe ich erst mal ein paar scherzende Antworten, um zu sehen, ob sie wirklich ernsthaft daran interessiert sind. Wenn jemand nicht aufrichtig nach den Lehren verlangt, ist es völlig sinnlos ihr diese zuteil werden zu lassen. Sie werden sowieso nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit zuhören. Du wirst also nur deinen Atem verschwenden und dich selber zum Affen machen.

Wie auch immer, das ist meine kleine Predigt für den Tag. Ich wünsch dir einen guten.


* Zitiert aus: Die Schatzkammer der wahren buddhistischen Weisheit. O. W. Barth (2005) von G.W. Nishijima und D. D. Waskönig.

Link zum Originaltext:

http://hardcorezen.blogspot.com/2007/11/dont-ask-dont-tell.html