Sonntag, 19. März 2006

Das Nicht-Denken denken!

Ich sitze da also heute morgen und mache wie üblich Zazen und plötzlich begreife ich sie; diese ganze “Das Nicht-Denken Denken”-Geschichte.

Für die unter Euch, die sie noch nicht kennen, habe ich hier eine berühmte Zen-Erzählung:

Ein Typ kommt zum Zen-Meister und fragt, “Was denkst Du, während Du hier sitzt?”.

Der Zen-Meister antwortet, “Ich denke den konkreten Zustand des Nicht-Denkens.”

Der Typ fragt, “Was ist der konkrete Zustand des Nicht-Denkens?”

Der Meister antwortet: “Etwas Anderes als der des Denkens.”

Wie jeder, der Zen praktiziert, erreiche ich diesen Zustand des Nicht-Denkens mal mehr und mal weniger. Nach 20 Jahren der Übung ist der neurotische Glauben, dass meine Gedanken tatsächlich irgendetwas Wichtiges bedeuten könnten, größtenteils verblasst. Und das ist ein sehr wichtiger Schritt; man braucht viele Jahre um dorthin zu gelangen - und viel ernsthafte Bemühung.

Das übliche Aufstoßen und Wiederkäuen von Gedanken durch unser Gehirn ist aber eine schlechte Angewohnheit, die man nur schwer wieder los wird - selbst, wenn man weiß, dass das alles Unfug ist. Aber gerade heute morgen erreichte ich diesen erwünschten Zustand des Nicht-Denkens und erkannte, wie man das eigentlich schafft. Es geht nicht darum, Energie aufzuwenden, also der Gleichung, die die Gedanken irgendwie aufhalten soll, hinzuzuführen; es geht darum, Energie wegzulassen.

Denken benötigt Energie. Normalerweise bemerken wir das nicht, aber mit dem Denken, wie wir es normalerweise betreiben, verhält es sich wie mit jeder anderen schlechten Angewohnheit: Daumendrehen, zum Beispiel, oder die Rhythmen zu den Songs klopfen, die nur Du selbst hören kannst; um mit dem Denken aufzuhören, musst Du lediglich aufhören, Energie auf’s Aufstoßen und Wiederkäuen Deiner Gedanken aufzuwenden. Es ist eine Frage des Nicht-Anfangens, nicht des Aufhörens.

Ich dachte, das teile ich Euch besser mal mit.


(Link zum Originaltext)